Die öffentlich-rechtlichen Banken und der schwedische Finanzinvestor EQT wollen jeweils die Mehrheit an der Wirtschaftsauskunftei. Von Simone Gröneweg und Wolfgang Ehrensberger

Um die Kreditauskunftei Schufa ist ein Übernahmekampf entbrannt. Seit Längerem versucht der schwedische Finanzinvestor EQT bereits, Anteile an der Kreditauskunft zu bekommen. Nun hat EQT sein Interesse offiziell beim Bundeskartellamt angemeldet. Dabei geht es um einen möglichen Erwerb von bis zu 100 Prozent der Anteile sowie der alleinigen Kontrolle.

Was manche vielleicht überrascht: Bei der Schufa handelt es sich nicht um eine Behörde, sondern um eine privatwirtschaftliche Auskunftei in der Rechtsform einer AG. Aktionäre der Schufa Holding sind Handelsunternehmen und Geldinstitute - private wie Deutsche Bank und Commerzbank, aber auch öffentlich-rechtliche wie Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Letztere sind mit den Übernahmeplänen der Schweden ganz und gar nicht einverstanden. Bislang sollen Sparkassen und Genossenschaftsbanken auf 47 Prozent der Anteile kommen. Angeblich wollen sie weiter aufstocken. So meldete nun auch die zur DZ-Bank-Gruppe gehörende Nürnberger Team-Bank AG, mit 18 Prozent größter Schufa-Einzelaktionär, Pläne zum Erwerb "einer Minderheitsbeteiligung und wettbewerblich erheblichen Einflusses" beim Kartellamt an. Dabei hat die Schufa für die öffentlich-rechtlichen Institute durchaus eine strategische Bedeutung.

Zwei Milliarden Marktwert


Die 1927 als "Schutzgemeinschaft für Absatzfinanzierung" in Berlin gegründete Auskunftei versorgt Vertragspartner, zu denen auch Banken und Sparkassen gehören, mit Informationen zur Zahlungsfähigkeit von Menschen. Mittlerweile hat sie ihren Hauptsitz in Wiesbaden. Seit 2007 errechnet sie den sogenannten Schufa-Score - einen Prozentwert, der die Erfüllungswahrscheinlichkeit von Verbindlichkeiten darstellt. Die Vertragspartner können den heutzutage quasi in Sekundenschnelle online abrufen.

Neben der Schufa existieren noch andere Auskunfteien in Deutschland. Die haben aber einen viel geringeren Marktanteil. Insgesamt verfügt die Schufa nach eigenen Angaben über 1,052 Milliarden Daten zu sechs Millionen Unternehmen und 68 Millionen natürlichen Personen. Pro Jahr werden 169 Millionen Anfragen und Meldungen verarbeitet. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei mehr als 200 Millionen Euro. Finanzkreisen zufolge könnte der Schufa-Marktwert bei über zwei Milliarden Euro liegen.

Dass sich Investoren für die Schufa interessieren, muss also nicht überraschen. Medienberichten zufolge will der schwedische Investor EQT das Geschäft nicht nur ausweiten und breiter aufstellen, sondern angeblich auch verbraucherfreundlicher und transparenter machen. Die öffentlich-rechtlichen Banken befürchten dagegen den Verlust der Neutralität des Datensammlers.