Der von US-Präsident Donald Trump scharf kritisierte Handelsüberschuss schwoll an: Die Exporte übertrafen die Importe um mehr als 20 Milliarden Euro.

"Jenseits des Atlantiks wird das erneut auf Argwohn stoßen", sagte der Chevolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel. "Trump wird deshalb seine Kritik am hohen deutschen Handelsbilanzüberschuss mit Vehemenz fortsetzen." Er liebäugelt mit Gegenmaßnahmen wie Handelshürden. Beim G20-Gipfel einigten sich die führenden Industrie- und Schwellenländer zwar auf ein Bekenntnis zum Kampf gegen "Protektionismus einschließlich aller unfairen Handelspraktiken".

Gleichzeitig wird aber "die Rolle rechtmäßiger Handelsschutzinstrumente" anerkannt. Was dies genau bedeutet, kann von Akteuren wie den USA und der EU jeweils anders interpretiert werden. "Das Risiko Handelshemmnisse für Unternehmen bleibt bestehen - trotz grundsätzlicher Einigung beim G20-Gipfel", warnte der Experte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Kevin Heidenreich.

"IN NAHEZU ALLEN WELTREGIONEN LÄUFT ES"



Insgesamt verkauften die deutschen Unternehmen Waren im Wert von 110,6 Milliarden Euro ins Ausland, was einer Zunahme von 14,1 Prozent im Vergleich zum Mai 2016 entspricht. "In nahezu allen Weltregionen machen deutsche Unternehmen gute Geschäfte", sagte Heidenreich. In den anderen Euro-Ländern erhöhten sich die Exporte um 13,4 Prozent. Viele Länder - darunter der nach den USA größte Exportkunde Frankreich - befinden sich in einem Aufschwung.

Die Ausfuhren in die nicht zur Währungsunion zählenden EU-Staaten nahmen mit 9,2 Prozent unterdurchschnittlich zu. Zuletzt lief es hier vor allem in Großbritannien nicht mehr so gut, weil nach dem Votum für einen EU-Austritt das Pfund kräftig abgewertet hat und dies deutsche Waren teurer macht. Dagegen wuchsen die in den Rest der Welt - von den USA bis China - mit 17,3 Prozent besonders stark.

Trotz der guten Verfassung der Exporteure sehen Ökonomen auch Risiken. "Angesichts der hohen Wechselkursempfindlichkeit der deutschen Exporte in die USA sollte die jüngste Aufwertung des Euro in den kommenden Monaten einige Spuren hinterlassen", warnt etwa ING-Experte Carsten Brzeski. Dadurch werden Waren "Made in Germany" teuer. Auch der Brexit dürfte noch einige Zeit belasten, zumal Großbritannien der drittgrößte deutsche Absatzmarkt ist. Dem DIHK zufolge trüben auch die schlechten Konjunkturaussichten in Südamerika die Stimmung mancher Exporteure.

Dem steht allerdings die Euro-Zone gegenüber, die zunehmend an Schwung gewinnt. Börsianer bewerten die Lage in der Währungsunion derzeit so gut wie seit Ende 2007 nicht mehr, wie die Investmentberatung Sentix bei ihrer Umfrage unter 1000 Anlegern herausfand. Etwa 37 Prozent der deutschen Exporte gehen in die anderen Euro-Staaten.

rtr