Rund um den Globus stimmen die Bedingungen nicht: Es ist zu trocken für Weizen in den USA und Russland, zu heiß und zu wenig feucht für Sojabohnen und Orangenbäume in Brasilien, während in Vietnam, Indonesien und Malaysia Felder und Plantagen unter Wasser stehen.

Die Folge: höhere Preise. Der Bloomberg Agriculture Index, der die Preisentwicklung von neun Agrarrohstoffen abbildet, ist seit Ende April um mehr als ein Viertel gestiegen. Weizen kostete an den Rohstoffbörsen kürzlich genauso viel wie zuletzt 2014. Die Notierungen für Sojabohnen am Chicago Board of Trade (CBOT) kletterten auf einen Vier-Jahres-Höchststand. Der Maispreis markierte vor wenigen Tagen ein neues 52-Wochen-Hoch.

Länder stocken Reserven auf

Angeheizt wird die Entwicklung durch umfangreiche Rohstoffkäufe aus China. So sind von den prognostizierten US-Sojabohnenexporten für die laufende Erntesaison bereits drei Viertel verkauft. So früh im Jahr war das in der Historie bisher selten der Fall. 55 Prozent der Verkäufe gehen dabei auf Orders aus China zurück. Analog ist auch die Hälfte der erwarteten Maisexporte aus den USA bereits veräußert, rund ein Drittel der Käufe stammt aus China.

Doch auch andere Nationen decken sich auf dem internationalen Markt ein. Denn die Lockdowns im Frühling haben vielerorts zu Unterbrechungen in den Lieferketten geführt. Nahrungsmittel vergammelten in Häfen oder steckten in Staus fest. Viele Länder wollen deshalb vorsichtshalber ihre Vorräte erhöhen, falls sich solche Situationen in den kommenden Monaten wiederholen.

Nahrungsmittelpreise steigen

Bereits im September prognostizierte die US-Landwirtschaftsbehörde USDA, dass die Maisnachfrage in dieser Ernteperiode das Angebot übersteigt. Seitdem haben Tornados viele Felder im amerikanischen Corn Belt verwüstet und Trockenheit die Ertragsaussichten in Südamerika gemindert. Zuletzt schockierte das USDA mit einer Korrektur der US-Lagerbestände um zehn Prozent nach unten im Vergleich zum Vorjahr.

Die steigenden Rohstoffpreise schlagen sich in manchen Schwellen- und Entwicklungsländern bereits empfindlich auf die Kosten für Grundnahrungsmittel nieder. In Brasilien hat die Schwäche der Landeswährung Real den Effekt noch verstärkt. Mais ist dort nun über 50 Prozent teurer als zu Jahresanfang, Sojabohnen sogar über 80 Prozent. Die Verbraucherpreise sind laut Nationaler Statistikbehörde allein im Oktober um fast ein Prozent gestiegen.

Die steigende Inflation könnte dazu führen, dass die Zentralbank bald vor einer schwierigen Entscheidung stehen wird. Um den Preisauftrieb in den Griff zu bekommen, müsste sie die Leitzinsen erhöhen. Das würde sich jedoch negativ auf die Erholung der brasilianischen Wirtschaft vom Corona-Schock auswirken.

Investoren rechnen offenbar nicht mit einem schnellen Ende der Rally. Bei Mais-Futures haben sie ihre Netto- Long-Position zuletzt ausgebaut. "Mehr Netto-Long-Positionen als in den letzten Wochen hielten sie nur während der Hochpreisphase 2012", sagt Michaela Helbing-Kuhl, Analystin bei der Commerzbank.

Anleger können mit einem Zertifikat von Wisdomtree auf einen weiteren Anstieg der Agrarrohstoffpreise setzen (ISIN: DE 000 A0K RKB 8). Das Papier bildet die Entwicklung des Bloomberg Agriculture Subindex ab, in dem Mais, Kaffee, Baumwolle, Weizen, Zucker und Soja-Futures enthalten sind. Die Managementgebühren liegen bei 0,49 Prozent pro Jahr. Es besteht ein Währungsrisiko, da die meisten Agrarrohstoffe in US-Dollar gehandelt werden.