Die Zeiten, in denen das Sparkonto Zinsen abwarf, sind lange vorüber. Wer heute regelmäßige Erträge wünscht, muss sich nach anderen Möglichkeiten umsehen. Eine bequeme und zudem breit diversifizierte Lösung bieten Fonds, die auf Wertpapiere mit hohen Ausschüttungen setzen.

Besonders preiswert lässt sich diese Anlagestrategie mit Exchange Traded Funds umsetzen. ETFs sind Fonds, die einen Börsenindex abbilden und nicht aktiv gemanagt werden. Deshalb sind ihre jährlichen Gebühren gering. Mehrere Hundert Indizes sind für Anleger hierzulande verfügbar - die Palette reicht von gängigen Kursbarometern bis hin zu äußerst exotischen.

Mithilfe der Daten des Online-Finanzportals extraETF.com hat €uro am Sonntag aus mehr als 1.700 ETFs diejenigen mit der höchsten Ausschüttungsrendite ermittelt. Die zehn in dieser Hinsicht stärksten Indexfonds kommen aktuell auf Werte von 5,3 bis 8,8 Prozent (siehe unten). Darunter finden sich vor allem Portfolios, die auf Anleihen aus Schwellenländern, auf hoch verzinste Dollar-Unternehmensanleihen und auf dividendenstarke Aktien setzen.

"Die derzeitige Ausschüttungsren- dite eines ETFs wird berechnet, indem die Summe aller Ausschüttungen in den vergangenen zwölf Monaten durch den aktuellen Kurs geteilt wird", erklärt Franz Rieber von extraETF.com. Hat ein Indexfonds beispielsweise binnen eines Jahres drei Euro ausgeschüttet und steht sein Anteilswert bei 60 Euro, beträgt die Ausschüttungsrendite fünf Prozent.

Weil der aktuelle Kurs zur Berechnung herangezogen wird, kann sich die Ausschüttungsrendite täglich ändern. Fällt der Anteilswert eines ETFs, steigt die Ausschüttungsrendite (sofern die Ausschüttungen unverändert bleiben). Denn der Anleger erhält quasi für weniger Geld die gleichen Auszahlungen. Steigt der Anteilswert hingegen, liegt die Ausschüttungsrendite etwas niedriger als zuvor.

Der berechnete Wert gilt freilich nur für den aktuellen Tag - Anleger, die in der Vergangenheit eine feste Summe investiert haben, müssen diesen Betrag zugrunde legen, um ihre persönliche Ausschüttungsrendite zu ermitteln.

Bei der Auswahl eines ertragsstarken ETFs sollten sich Anleger mehrerer Punkte bewusst sein. Zum einen müssen sie grundsätzlich bereit sein, Wertschwankungen hinzunehmen. Denn die abgebildeten Indizes verfolgen die Kurse von Aktien und Anleihen, mit denen es auf- und abwärts gehen kann. Hier sollten Anleger also eine gewisse Resistenz mitbringen.

Wichtige Abwägung

Besonders bei Anleihen ist die Ausschüttungsrendite, die sich anhand der Verzinsung der im Index enthaltenen Papiere ergibt, ein Fingerzeig für das eingegangene Risiko. Bei ETFs, die in hochverzinste Papiere investieren, sind die Risiken höher als bei ETFs mit Anleihen verlässlicher Schuldner, die geringere Zinsen zahlen müssen. "Anleger, die auf Renten-ETFs mit hoher Ausschüttungsquote setzen, müssen für sich klären, ob sie bereit sind, dieses Risiko zu tragen", sagt Stefan Kuhn, Chef des Anbieters SPDR ETFs in Deutschland. "Doch ohne ein höheres Risiko gibt es keine höhere Rendite."

Bedenken sollten Anleger zum anderen, dass die Höhe der Ausschüttungen nicht garantiert ist und die Berechnung der Rendite sich auf die Vergangenheit bezieht. Falls die Kupons der im ETF enthaltenen Anleihen oder die Dividenden der Aktien in Zukunft sinken, reduzieren sich die Auszahlungen.

Deshalb ist bei der Suche nach empfehlenswerten ertragsstarken ETFs eine weitere Kenngröße von Bedeutung: die Kontinuität der Auszahlungen. "Anleger sollten ETFs bevorzugen, die konstant ausschütten, und sich dazu die Historie anschauen, um sich ein Bild von der Verlässlichkeit zu machen", rät extraETF.com-Experte Rieber.

Die Beständigkeit der Ausschüttung ist ein wesentliches Kriterium, nach denen die Redaktion aus den zehn ertragsstärksten ETFs drei ausgewählt hat, die sie für besonders empfehlenswert hält (siehe Investor-Info).

Darüber hinaus spielen weitere Merkmale eine Rolle, die grundsätzlich beim Kauf eines ETFs berücksichtigt werden sollten. Dazu zählen eine gewisse Größe und möglichst niedrige Gebühren. Zudem sollten die Portfolios breit diversifiziert sein. ETFs wie der iShares Stoxx Europe 600 Basic Resources oder der Invesco Morningstar US Energy Infrastructure MLP glänzen zwar mit hohen Ausschüttungsrenditen, dürften aber mit ihrem Fokus auf einzelne Branchen für viele Anleger zu speziell sein.

Des Weiteren kann der Blick auf die Wertentwicklung in der Vergangenheit einen Hinweis liefern, was Anleger von einem ETF erwarten können - auch wenn dadurch Gewinne nicht garantiert sind. Prinzipiell sollten sich Aussichten auf Kurszuwächse zu hohen Ausschüttungen hinzugesellen. "Im Idealfall investieren Anleger in ETFs, die beides erreichen: Hohe Ausschüttungen und eine starke Kursentwicklung", sagt SPDR-Chef Kuhn.

Doch auch wenn die Kurse nur mäßig zulegen, können ertragsstarke ETFs Spaß machen. Bleiben ihre Ausschüttungen stabil, freuen sich Anleger über Zahlungen von mehreren Prozent pro Jahr - und fühlen sich so vielleicht an längst vergangene Zeiten mit Sparbuch und Tagesgeldkonto erinnert.

 


INVESTOR-INFO

iShares EM Dividend

Erträge aus Schwellenländern

Der ETF von iShares folgt der Entwicklung des Dow Jones Emerging Markets Select Dividend Index. Dieser enthält 100 Aktien von Konzernen aus Schwellenländern, die hohe Dividenden zahlen und dazu in der Lage sind, dies kontinuierlich fortzusetzen. Titel aus China und Russland machen derzeit jeweils ein Fünftel des Index aus. Der Fonds trägt Note 4, weil sich Dividendenfonds in einer Hausse üblicherweise schwächer entwickeln als Portfolios ohne einen solchen Fokus.

Xtrackers Euro St. Qual. Divid.

Ausschüttungen aus Europa

Der Xtrackers Euro Stoxx Quality Dividend investiert in 50 Aktien aus der Eurozone, die eine hohe Dividendenrendite haben, solide dastehen und weniger schwanken als üblich. Dieser Auswahlprozess hat dazu geführt, dass aktuell mehr als ein Drittel des Vermögens in deutschen Unternehmen steckt. Beim Wertzuwachs hinkt der Fonds breiter aufgestellten Europa-Portfolios hinterher - typisch für Dividendenfonds und Grund für FondsNote 4.

SPDR U.S. High Yield Corp. ESG

Zinsen aus den USA

Der SPDR Bloomberg SASB U.S. High Yield Corporate ESG ist ein Muster an Kontinuität, was eine hohe Ausschüttungsrendite angeht. In den vergangenen fünf Jahren fiel sie nie unter fünf Prozent. Der ETF orientiert sich an einem breiten Index mit hochverzinslichen Unternehmensanleihen, die in US-Dollar notieren. Er schließt jedoch Unternehmen aus, die als nicht nachhaltig gelten. Rund 300 Titel finden so den Weg ins Portfolio.