Unstimmigkeiten in der Beziehung? Bernd Kauffmann weiß Rat: "Kaufen Sie Blumen, zünden Sie Kerzen an, schreiben Sie nette Zeilen und stellen Sie alles zusammen auf den Frühstückstisch oder das Nachtkästchen. Mit diesem Arrangement erreichen Sie weit mehr als nur eine Versöhnung." Neben kunstvoll zusammengestellten Sträußen sind es Tipps wie diese, mit denen er zusammen mit seiner Schwester das alteingesessene Familienunternehmen Blumen Kauffmann im schwäbischen Heimsheim zum Blühen bringt. "Ich verkaufe Gefühle", sagt Kauffmann.

Mit humorvoll verpackter Ernsthaftigkeit teilt der Florist, der unter anderem in Hamburg und Los Angeles gearbeitet hat, seine aus langjähriger Erfahrung im Umgang mit Kunden und Pflanzen gewonnenen philosophischen Erkenntnisse mit. Menschen kauften Blumen, weil sie darin das Leben widergespiegelt sähen: "Blumen blühen und verwelken." Mit Blumen bekundeten Menschen zudem ihre Anteilnahme, drückten aber auch Hoffnungen und Wünsche aus. "Geburt, Taufe, Abschlussball, erste Liebe, Verlobung, Hochzeit, zweiter Frühling, Jubiläen, Begräbnisse - Blumen begleiten die Menschen von Anfang bis zum Ende in ihren wichtigen Momenten."

Kauffmann, Jahrgang 1969, ist nicht nur ein Geschäftsmann, der sein Metier tief durchdrungen hat. Ebenso geschickt investiert er am Aktienmarkt. Schon im Alter von 15 Jahren stieg er ein. Inspiriert dazu hat ihn neben der Tatsache, dass es auch für Blumen eine Börse gibt, kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe. "Ich habe mich seinerzeit viel mit dem Dichter beschäftigt und erfahren, dass auch er mit Wertpapieren gehandelt hat."

Die erste Aktie - für einen Schwaben naheliegend: Daimler-Benz - verkaufte er nach wenigen Monaten mit einem Plus von 30 Prozent und erzielte einen Gewinn von 1.000 Mark. Viel Geld für den Jugendlichen und für die damalige Zeit Ende der 80er-Jahre. Trotzdem blieben Familie und Freunde skeptisch. Er werde alles verspielen, bekam er zu hören, Aktien seien Teufelszeug. Kauffmann bemühte erneut Goethe, um die Missbilligung zu entkräften: Man gehe an die Börse, um Geld zu verdienen und es für sich arbeiten zu lassen, soll der auch in der Ökonomie bewanderte Dichter gesagt haben.

Ein freieres Leben

Um zu beweisen, welche Chancen die Börse bietet, eröffnete er zur Geburt seines Neffen Christian Zipperle im Jahr 2001 ein Depot. 200 Euro kamen vom Schwager, 200 Euro von ihm selbst. Das Geld investierte Kauffmann in die Aktie Ariba, die von 3,80 Euro auf über 22 Euro stieg. Die daraus entstandenen 2.500 Euro nahm er mit und legte sie erneut an, unter anderem zum Kurs von 5,40 Euro in Lang & Schwarz. Heute steht der Titel bei 18,30 Euro. Und die frühere Kritik ist längst in Anerkennung umgeschlagen.

Das freut Kauffmann, doch was ihn antreibt, geht weit darüber hinaus. "Dank der mit Aktien erzielten Gewinne kann ich ein freieres und erfüllteres Leben führen", sagt er und zitiert ein durch den Sänger Hans Albers populär gewordenes Lied: "Das letzte Hemd hat leider keine Taschen." Reichtümer lassen sich nicht ins Jenseits mitnehmen. Kauffmann zieht daraus den Schluss: Nur arbeiten, nur sparen und nur Verzicht machen wenig Sinn, auf keinen Fall möchte er im hohen Alter über verpasste Chancen jammern. "Ich will das Jetzt genießen."

Wissbegieriger Teenager

Zurück zu den Anfängen. Der erste Gewinn habe die Gier geweckt, erinnert er sich. Doch ohne Fleiß kein Preis. Kauffmann arbeitete sich in die Materie ein, las Bücher und besuchte immer wieder die Börse in Stuttgart. Die Händler freuten sich über das Interesse des Teenagers und beantworteten bereitwillig seine vielen Fragen. Die Zusammenhänge erschlossen sich ihm schnell. Unter anderem erkannte er die Bedeutung von Arbeitsmarktdaten für die Kursentwicklung. Nach deren Verkündung habe er - mit den richtigen Titeln im Depot - später einmal an nur einem Tag 4500 Euro verdient, sagt er.

Die Sparkasse Pforzheim wurde auf Kauffmann aufmerksam und nahm ihn in ihren Aktienklub auf. Auch da überzeugte der Jugendliche mit seinem Fachwissen. Es dauerte nicht lang, und Kauffmann hielt Seminare für Sparkassen-Kunden, nicht nur zum Thema Aktien, sondern auch über die Vorteile von Knock-out-Investments. Die Papiere haben für ihn bis heute nichts von ihrer Attraktivität verloren.

Auch die Chancen des zumindest in seiner Anfangszeit hohe Renditen abwerfenden Neuen Marktes nutzte Kauffmann. Hinweise auf interessante Werte entnahm er seinerzeit unter anderem der freitags ausgestrahlten TV-Sendung "3satBörse". Die Empfehlungen setzte er konsequent um und nutzte dabei das Internet.

"Seinerzeit konnte man über die DAB Bank bis 22 Uhr handeln", erinnert er sich. Kurz vor Sendeschluss erteilte er seine Order. "Am folgenden Montag gingen die Kurse nicht selten um 70 bis 80 Prozent nach oben." Auch in €uro am Sonntag stieß er auf gewinnbringende Informationen. Keine Ausgabe hat er bislang ausgelassen. "€uro am Sonntag gibt es auch auf Mallorca und in anderen Urlaubsorten." Die Zeitung ist für ihn weiterhin eine wichtige Informationsquelle. Die in den Artikeln empfohlenen Werte recherchiert er nach und bildet sich dann selbst eine Meinung.

Eigenes Portfolio

Welche Aktien derzeit zu seinen Favoriten zählen, kann man seinem unter wikifolio.de angelegten Depot "Hyper- Nephew Zeitgeist TradingBK" entnehmen. Dort finden sich Werte wie Freenet, Pure Storage und Splendid Medien. Mit dem Exchange Traded Fund XBT Provider AB engagiert er sich zudem in Bitcoins. "Nach den herben Verlusten kann nicht mehr viel schiefgehen", meint Kauffmann. Seit Jahresanfang hat sein Wikifolio-Depot um 9,6 Prozent zugelegt.

Fonds zur Sicherheit

Mit den Aktiengewinnen ging er von Anfang an klug um. Mit monatlich 100 Euro besparte er seit dem Jahr 1989 zunächst einen Deka-Fonds und wechselte dann 1997 in den Pine Bridge Japan Small Cap um. "Der Fondspreis hat sich seitdem vervierfacht", sagt Kauffmann. Im seinem Depot finden sich auch der Templeton Eastern Europe und der BlackRock Mining. "Fonds sind meine sicheren Standbeine."

Mit seiner Begeisterung für die Börse hat Kauffmann seinen mittlerweile 17-jährigen Neffen Christian angesteckt. Der kennt sich bereits gut aus mit Automobilwerten und Technologietiteln wie beispielsweise Alphabet oder Netflix. Und er hat schon eine Idee, was er später mal werden könnte. "Analyst oder Fondsmanager sind sicherlich interessante Berufe", sagt Christian.

Onkel und Neffe diskutieren immer mal wieder, welche Titel aussichtsreich sind. Nicht immer sind sich die beiden einig. Doch die erzielten Gewinne, mittlerweile 16 000 Euro, nutzen sie gemeinsam. "Im April fahren wir beide nach New York", freut sich Kauffmann. Weitere Reisen sollen folgen und durch Börsengewinne finanziert werden.

Eine letzte Frage noch: Welche Blumen eignen sich zum ersten Date? Auf keinen Fall rote Rosen, die Absicht wäre zu offensichtlich. "Meiner Liebsten haben ich orangefarbene Rosen mitgebracht. Und wir sind jetzt bereits seit zehn Jahren zusammen."

Börse, Blumen, Beziehungen - Kauffmann ist allem Anschein nach Experte auf vielen Gebieten.

Kauffmanns Portfolio
Bernd Kauffmanns Portfolio

"­Hyper-­Nephew-Zeitgeist-Trading-BK" findet sich im Netz unter www.wikifolio.com. 61 Prozent der Mittel hat er in Aktien investiert. Auf Exchange Traded Funds entfallen sieben Prozent, über 17 Prozent stecken in strukturierten Produkten. Die Cashquote liegt bei 13,5 Prozent. Seit Jahresanfang hat das Portfolio um 9,6 Prozent zugelegt. Hier die fünf größten Positionen:

Aktie Performance
Freenet 12,4 %
mVise 11,8 %
Max Automation 10,0 %
Bet-at-home 8,8 %
Pure Storage 8,6 %
Wertentwicklung seit Auflage 11.09.2018