Von "sehr starken Ergebnissen" sprach Analyst Markus Mayer von der Baader Bank. Der Gasehersteller habe von Kosteneinsparungen profitiert, zudem gehe die Erholung im Segment Anlagenbau rascher voran als erwartet. Auch im Geschäft mit Industriegasen gewinne die Erholung an Fahrt. Linde bleibe ein "Top-Pick" unter den Chemietiteln und stehe auch auf der entsprechenden Empfehlungsliste, fügte Mayer hinzu.

Dank guter Geschäfte in der von den Amerikanern kritisch beäugten Anlagenbausparte kletterten die Erlöse im zweiten Quartal um 1,1 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro, hatte Linde am Mittwoch mitgeteilt. Der Betriebsgewinn stieg um 3,3 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Bei Herausrechnung von Wechselkurseffekten legten Umsatz und Ergebnis sogar jeweils um rund acht Prozent zu.

Dass der Umsatz die von Branchenexperten erwarteten 4,1 Milliarden Euro übertraf, lag aber auch daran, das Linde ein früher zum Verkauf gestelltes Konzernsegment nun doch behält: Weil sich für die Kühllogistiktochter Gist kein Käufer fand, nahm Linde sie rückwirkend wieder in die Bilanz auf. Der Konzern hatte das laut Insidern mit rund einer halben Milliarde Euro bewertete Segment zwei Jahre lang ins Schaufenster gestellt.

Die Anlagenbausparte, die traditionell weniger profitabel ist als das wesentlich größere Geschäft mit Gasen wie Sauerstoff oder Stickstoff, steigerte ihren Umsatz im abgelaufenen Quartal um 35 Prozent auf 762 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis legte sogar um 75 Prozent auf 77 Millionen Euro zu. Damit erhöhte sich die Umsatzrendite um 2,3 Punkte auf 10,1 Prozent.

Weil die Renditen im Gasegeschäft oft dreimal so hoch sind, hatte Praxair bereits Zweifel an einer Fortführung des Anlagenbaus geäußert, wenn sich die beiden Konkurrenten zum weltgrößten Industriegasekonzern zusammenschließen. Linde argumentiert hingegen, dass der Anlagenbau bei Kunden oft erst die Türen für lukrative Aufträge im Gasegeschäft öffne.

Die Gasesparte litt im zweiten Quartal abermals unter dem starken Euro. Weil ein großer Teil der Einnahmen in Dollar und anderen Währungen fließt, sank der Spartenumsatz um 2,7 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Ohne die negativen Wechselkurseffekte wäre es ein Anstieg um 4,7 Prozent gewesen. Der Betriebsgewinn gab um knapp ein Prozent auf 1,1 Milliarden Euro nach. Dennoch stieg die Umsatzrendite um leicht auf gut 30 Prozent.

Linde bekräftigte die Erwartung, dass der Zusammenschluss mit Praxair im zweiten Halbjahr über die Bühne geht. "Die fusionskontrollrechtlichen und regulatorischen Prozesse sind in vollem Gange", erklärte Vorstandschef Aldo Belloni. Linde und Praxair haben den Kartellbehörden angeboten, sich von großen Geschäftsteilen in Europa und Amerika zu trennen, um wettbewerbsrechtliche Bedenken auszuräumen.

Linde bestätigte zudem seinen Jahresausblick. Demnach sollen der Umsatz um bis zu vier Prozent und der Betriebsgewinn um bis zu fünf Prozent steigen. Praxair will seine Quartalszahlen am Donnerstag vorlegen. rtr/dpa-afx