Der australische Lithium- und Geothermie-Pionier hat die Finanzierung für sein Lionheart-Projekt (übersetzt „Löwenherz“) im deutschen Oberrheingraben gesichert. Doch die damit verbundene Kapitalerhöhung wird für Aktionäre zum Albtraum.
Der australische Lithium-Konzern Vulcan Energy Resources lebt seit Jahren von der Fantasie, im Oberrheingraben mithilfe von umweltfreundlicher Geothermie eines der womöglich größten Lithiumvorkommen Europas ausbeuten zu dürfen.
Nach jahrelanger Beprobung soll nun eine Produktionsanlage entstehen – und das wird teuer. Umso schöner klang gestern die Nachricht, dass sich Vulcan Energy 2,2 Milliarden Euro für den Bau und Start der ersten Phase gesichert habe. Was erst später klar wurde: Das Geld kommt zu großen Teilen aus einer Mega-Kapitalerhöhung – zum Nachteil der Altaktionäre.
Die Folge: Der Kurs stürzte an der Heimatbörse in Australien um ein Drittel ab – entsprechend erwachten auch Aktionäre in Deutschland mit einem fetten Minus im Depot.
Neue Aktien mit fast 35 Prozent Rabatt
Das Paket für das “Lionheart”-Projekt setzt sich zusammen aus Fremd- und Eigenkapital. Die Aktienemission soll dabei beträchtliche 710 Millionen australische Dollar beisteuern (AUD, rund 398 Millionen Euro). Die Aktien sind bereits zu 4,00 AUD je Stück an institutionelle Investoren ausgegeben worden. Das bedeutet einen Abschlag von 34,7 Prozent gegenüber dem letzten Schlusskurs bei 6,31 AUD.
Aus Sicht bestehender Altaktionäre bedeutet das: Obwohl das Projekt formal durchfinanziert ist und der Bau unmittelbar starten kann, verlieren ihre Anteile rund ein Drittel ihres gestrigen Werts.
Großinvestoren machen jetzt das Geschäft
Interessant: Bei der Neuemission haben sich bedeutende strategische Partner wie der Bauriese Hochtief einen Anteil gesichert. Sie wollen vermutlich nicht nur als Aktionäre, sondern auch als Auftragnehmer profitieren.
Geplant ist eine Produktionskapazität von 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid-Monohydrat pro Jahr. Als Nebenprodukt will Vulcan Energy geothermische Energie für die Wärmeversorgung umliegender Gemeinden liefern.
Schon im Vorfeld hat das Unternehmen Verträge mit namhaften Abnehmern gemeldet; darunter Glencore, Stellantis, LG Energy Solution und Umicore. Wie belastbar diese Vorverträge sind und ob darin bereits garantiere Abnahmemengen vereinbart wurden, ist nicht ganz klar. Für den Markt steht mittlerweile vor allem das Ausführungs- und Realisierungsrisiko im Vordergrund. Denn auch ob das geplante, energiesparende Produktionsverfahren im großen Stil funktioniert, wurde bislang nicht bewiesen.
Einschätzung der Aktie nach der Kapitalerhöhung
Anleger, die sich jetzt erst für Vulcan Energy interessieren, könnten dagegen zur rechten Zeit kommen: Denn das Unternehmen, dessen Börsenwert gestern noch umgerechnet 234 Millionen Euro betrug, geht nun mit einem dicken Kapitalpolster in die Umsetzung.
Wer also damit liebäugelt, jetzt, nach dem Kursrutsch, bei der Aktie einzusteigen, bekommt weiterhin einen hochriskanten Lithium-Wert mit im besten Fall großen Renditechancen. Aber es lauern umgekehrt auch sehr großen Gefahren: Von einer erneuten Verwässerung der Aktionäre durch weitere Kapitalerhöhungen bis hin zum Totalverlust ist auf der Negativseite ebenfalls alles möglich.
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