Für LVMH war 2019 ein gutes Jahr. Der französische Luxuskonzern schaffte ein Umsatzplus von 12 Prozent auf fast 53,7 Milliarden Euro. Alle Marken und geografischen Regionen waren daran beteiligt. Zugleich erfüllte das Gewinnwachstum von 15 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro die allgemeinen Markterwartungen. Für die Aktionäre soll eine 13 Prozent höhere Dividende herausspringen. Einziger negativer Faktor aktuell ist die Unsicherheit über die Auswirkungen des grassierenden Coronavirus auf das wichtige China-Geschäft. Konzernchef Bernard Arnault gab sich deshalb bei seinem Ausblick betont vorsichtig. Sollte die Epidemie ihren Höhepunkt, wie von ihm aktuell erwartet, im März erreichen, würden sich die Auswirkungen auf das operative Geschäft aber in Grenzen halten.

Der China-Faktor


Der weltgrößte Luxuskonzern steht stellvertretend für einen Sektor, der innerhalb der Konsumgüter mit am stärksten wächst. Die aktuelle Branchenstudie der Unternehmensberatung Bain schätzt, dass der globale Umsatz 2019 um Währungseffekte bereinigt um vier Prozent auf 1,3 Billionen US-Dollar gestiegen ist. Bis 2025 soll sich den Experten zufolge diese Wachstumsrate fortsetzen. Treibende Kraft für diesen Run ist weiterhin das Reich der Mitte. "China ist die Lebens­ader für den Sektor", erläutert Stefan-Günter Bauknecht, Fondsmanager bei DWS. "30 Prozent ihrer Umsätze generiert die Luxusgüterbranche mit chinesischen Kunden." Etwa 90 Prozent des gesamten Wachstums 2019 stammen aus China, hat Bain ermittelt. Der nicht enden wollende Handelskonflikt mit den USA hat für Oliver Fritz, Fondsmanager bei der Berenberg Bank, dagegen kaum Einfluss auf das Konsumverhalten: "Der typische chinesische Käufer ist jünger als in Europa und verfügt zugleich über ein relativ hohes Einkommen für Konsumausgaben."

Markenmacht und digitale Präsenz


Was letztendlich als Luxus definiert wird, ist ein breites Universum. Da wären zum einen die persönlichen Luxusgüter wie Mode, Lederwaren, Schmuck, Brillen und Kosmetik. Zum anderen fallen hochpreisige Autos oder Luxusreisen und Luxushotels in diese Kategorie. Den Markt teilen sich breit aufgestellte Konzerne und Nischenanbieter. DWS-Fondsmanager Bauknecht geht davon aus, dass Lederwaren und Kosmetika als tägliche Gebrauchsgüter in Zukunft weiter überdurchschnittlich wachsen. In der Modebranche soll sich der Trend zu mehr hochpreisiger Freizeitbekleidung fortsetzen, und im "Hard Luxury"-Bereich erwartet er, dass das Segment Uhren eher unterdurchschnittlich wächst. Ein wesentlicher Grund dafür könnte das Vertriebsmodell sein: Gerade kleinere Unternehmen setzen beim Verkauf oft auf Fachgeschäfte. Weil beispielsweise das Uhrengeschäft sehr zyklisch ist, gewähren die Händler bei sinkender Nachfrage Rabatte, um nicht auf der Ware sitzen zu bleiben. Die großen Luxuskonzerne mit mehreren Geschäftsfeldern sind dank ihres Direktvertriebs eher in der Lage, die Preise zu kontrollieren und damit ihre Erträge stabil zu halten.

Für Swetha Ramachandran, Fondsmanagerin bei GAM Investment, steht fest, dass die Großkonzerne ihre Position weiter gestärkt haben: "Konglomerate wie LVMH und Kering, die verschiedene Geschäftsfelder mit starken Luxusmarken abdecken, haben in den letzten drei Jahren Marktanteile gewonnen und stehen auch für einen Großteil des Marktwachstums." Vor allem die Fähigkeit eines Managements, bei einzelnen Marken eine dauerhaft hohe Preissetzungsmacht zu halten, gilt als ein Schlüsselkriterium für Investments in diesen Sektor.

Ebenso erfolgsentscheidend sind ein überdurchschnittliches Umsatzwachstum in Verbindung mit Topmargen, hohe Mittelzuflüsse und eine hohe Kapitalrendite in der Bilanz.

Viele Anlagemöglichkeiten


Die aktuellen Kursrücksetzer aufgrund der Coronavirus-Pandemie bieten wieder Einstiegskurse. Wer es besonders spekulativ mag, setzt auf das Open End Index-Zertifikat von BNP Paribas (WKN: BN1 LUX). Anleger partizipieren eins zu eins von der Entwicklung des Basiswerts World Luxury Index. Bei den aktiv gemanagten Fonds heben sich zwei Produkte ab, was ihre Performance und die Anlagestrategie angeht. Der im Juni 2005 aufgelegte Pictet Premium Brands zählt zu den Pionieren in seinem Segment und ist auf Länder- und Branchenebene breit aufgestellt. Von den Gebühren her etwas günstiger ist der GAM Multistock - Luxury Brands Equity C, dessen drei größte Positionen die französischen Konzerne LVMH, Hermès und Kering bilden.

Wer sich Luxusaktien ins Depot legt, nimmt eine gegenüber anderen Konsumbranchen überdurchschnittlich hohe Aktienbewertung in Kauf. Vergleichsweise moderat bewertet ist der französische Luxuskonzern Kering mit seiner Topmarke Gucci. Um eine jüngere Kundschaft anzusprechen, hat das Management frühzeitig die Bedeutung des Onlinehandels und der sozialen Medien erkannt. Dasselbe gilt für LVMH. Das breite Portfolio beinhaltet Topmarken wie Dior, Louis Vuitton, Céline und Fendi. Wie Kering verfügt auch LVMH dank hoher Mittelzuflüsse über die finanziellen Ressourcen, um in neue digitale Marketing-Aktivitäten wie auch in Zukäufe zu investieren. EssilorLuxottica hat die Fusion zum weltgrößten Ankäufer von Linsen und Brillen gemeistert. Konsumenten finden ein breites Markenportfolio aus Luxusbrillen, während sich Investoren an den hohen Margen begeistern. Ferrari ist ebenso eine Marke mit dem gewissen Etwas. Die Bewertung ist zwar sportlich, aber auf der Gewinnseite fährt Ferrari mit Margen von zuletzt 24 Prozent der Konkurrenz davon.

Ein Paradebeispiel dafür, wie man sich in einer Marktnische mit einer operativen Marge von 30 Prozent behauptet, ist Moncler. Deshalb gilt der italienische Hersteller, hauptsächlich bekannt für hochpreisige Winterbekleidung, vor allem Daunenjacken, auch als heißer Übernahmekandidat.