Mit der Chefin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, lieferte sich der 39-Jährige einen heftigen Schlagabtausch über das Streitthema Europa. Der ehemalige Investmentbanker, der einen proeuropäischen Kurs fährt, bezichtigte seine Erzrivalin am Dienstagabend im Fernsehen, Lügen zu verbreiten.

"Nationalismus ist Krieg. Ich weiß es. Ich komme aus einer Region, die voll ist mit Kriegsgräbern", sagte Macron. Dieser stammt aus der Region Somme. Dort tobte 1916 die blutigste Schlacht des Ersten Weltkriegs. Le Pen konterte: "Sie sollten nicht vorgeben, etwas Neues zu sein, wenn man wie alte Fossilien spricht, die mindestens 50 Jahre alt sind". Macron setzte darauf hin nach: "Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, Madame Le Pen, aber Sie sprechen dieselben Lügen aus, die wir von Ihrem Vater 40 Jahre lang gehört haben."

Le Pen hat versprochen, den Euro in Frankreich abzuschaffen und eine Volksabstimmung über die EU-Mitgliedschaft anzusetzen. Macron diente unter dem aktuellen Präsidenten Francois Hollande von den Sozialisten als Wirtschaftsminister. Im August 2016 gab Macron sein Amt ab, um sich ganz dem Aufbau seiner Wahlkampagne zu widmen, die von der neuen politischen Bewegung "En Marche" getragen wird.

LE PEN AUF PLATZ VIER DER ÜBERZEUGENDSTEN KANDIDATEN



Der Umfrage der Meinungsforscher Elabe im Auftrag des Senders BFM TV zufolge fanden 25 Prozent der Befragten den Sozialisten Melenchon am überzeugendsten, gefolgt von Macron mit 21 Prozent. Le Pen landete mit elf Prozent nur auf Platz vier, noch hinter dem Konservativen Francois Fillon. Der 63-jährige frühere Ministerpräsident galt einst als Favorit, ist nach Vorwürfen der Scheinbeschäftigung von Familienmitgliedern aber inzwischen abgeschlagen. Die besten Aussichten, nach dem ersten Wahlgang am 23. April in die Stichwahl am 7. Mai einzuziehen, haben laut Umfragen Le Pen und Macron. Dieses direkte Duell dürfte demnach dann Macron klar für sich entscheiden. Allerdings sind fast 40 Prozent der Wähler noch unentschieden. Demoskopen weisen zudem darauf hin, dass viele Befragten nicht offen sagen wollen, für wen sie in der zweiten Runde stimmen würden. An den Finanzmärkten herrscht Nervosität, dass es zu einer ähnlichen Überraschung kommen könnte wie beim britischen Brexit-Referendum im vergangenen Juni.

Beim ersten TV-Duell der fünf aussichtsreichsten Kandidaten im März hatten sich Le Pen und Macron unter anderem zur Frage des Islam und der hitzigen französischen Debatte um religiöse Symbole im öffentlichen Raum beharkt. Zur letzten TV-Debatte sollen die Kandidaten am 20. April, drei Tage vor der ersten Wahlrunde, aufeinandertreffen.