Der Draghi-Moment ist nun auch bei der Bundesregierung angekommen. Sie will tun, was auch immer nötig ist. Während Deutschland als größte europäische Wirtschaftsmacht mit schwarzer Null solche Maßnahmen ohne größere Probleme stemmen kann, ist das bei anderen EU-Ländern nicht der Fall. Italien war schon vor der Corona-Krise stark angeschlagen und ist nun ausgerechnet das am stärksten betroffene europäische Land. Die Wirtschaft und das öffentliche Leben stehen nahezu still und bedrohen die sowieso schon angeschlagenen Unternehmen und Banken. Die Zutaten für eine neue Eurokrise sind auf dem Tisch.

Was hat das alles mit dem Bitcoin zu tun? Der Handlungsspielraum von EZB und anderen Zentralbanken ist nach den jahrelangen exzessiven Maßnahmen zur Überwindung der Finanzkrise stark eingeschränkt. Der Bitcoin braucht keine Stützungsmaßnahmen, es gibt auch gar keine zentrale Instanz dafür. Er könnte deshalb als Fluchtmöglichkeit aus kriselnden Währungen stärker ins Blickfeld rücken.

Zunächst ist er allerdings von der weltweiten Flucht der Anleger aus riskanten Anlagen ebenfalls stark negativ betroffen. Mittel- und langfristig aber wird der USP von Bitcoin als härtestes Geld der Welt das Geschehen bestimmen. Außerdem ist er - im Gegensatz zu den nationalen Währungen - für jedermann weltweit leicht und meist ohne große Umtauschverluste zu erwerben. Bisher war dies vor allem ein Argument für Menschen in Ländern mit sehr starker Inflation. In Zukunft könnte sich das auch auf die Länder mit den "harten" Währungen ausweiten, deren Härtegrad verstärkt in Zweifel gezogen werden könnte.

Aber man muss (und sollte auch) nicht auf eine derart negative Entwicklung spekulieren. Denn der Bitcoin hat als führendes digitales Wertaufbewahrungsmittel auch ohne Corona-Krise keine Konkurrenz. Der Blick darauf wird sich wieder schärfen, wenn sich der Rauch nach den enormen Turbulenzen, die wahrscheinlich noch weiter anhalten werden, wieder verzogen hat.

Der Kursrückgang beim Bitcoin war wegen der außergewöhnlichen Ereignisse sehr heftig. Aber auch vor dem letzten Halving 2016 gab es nach einem starken Kursanstieg zunächst einen deutlichen Kursrückgang, der sich auch kurz danach noch fortsetzte. Von daher sollten Bitcoin-Anleger nicht in Panik verfallen. Wer zu deutlich höheren Kursen eingestiegen ist und die Positionen noch kein Jahr hält, kann sich aus steuerlichen Gründen überlegen, Verluste zu realisieren und die Positionen dann sofort zurückzukaufen. Damit man nicht von einem plötzlichen Kursanstieg überrascht wird, sollte man das aber nur sukzessive machen. Denn nach den extremen Kursverlusten würde auch ein plötzlicher Kurssprung beim Bitcoin nicht überraschen.

Vorbild Goldpreis


Es könnte sein wie beim Goldpreis nach der Lehman-Pleite: Am 15. September 2008 manifestierte sich mit ihr der erste Höhepunkt der Finanzkrise. Der DAX stürzte im September und Oktober 2008 um bis zu 40 Prozent ab. Und der Safe Haven Gold? Stürzte im Oktober um bis zu 30 Prozent ab. Auch damals wurden alle Risiko-Assets panisch abgestoßen und Gold einfach dazugezählt. Das Umdenken kam kurz danach: Ab November 2008 startete der Goldpreis seinen parabolischen Verlauf, der bis Mitte 2011 fast zu einer Verdreifachung des Preises führte.

Vergangene Woche geriet der Goldpreis zusammen mit den einstürzenden Aktienkursen wieder plötzlich stark unter Druck. Der Grund dürfte derselbe sein wie bei der Lehman-Pleite: Die Flucht der Anleger aus allen Risiko-Assets. Der Bitcoin wird als besonders riskantes Risiko-Asset wahrgenommen. War er zunächst noch erstaunlich resistent, gab es plötzlich kein Halten mehr. Natürlich kann der Bitcoin-Preis kurzfristig noch weiter zurückgehen.

Er könnte aber auch seinen Tiefpunkt schon gesehen und die Basis für einen künftigen parabolischen Verlauf gelegt haben, so wie der Goldpreis nach seinem impulsiven Rückgang im Herbst 2008. Die heftigen Kursschwankungen beim Bitcoin konterkarieren seine propagierte Funktion als ertaufbewahrungsmittel. Diese resultieren aber aus seiner noch jungen Geschichte und der Unsicherheit, mit diesem völlig neuen Asset umzugehen.