Bereits in der laufenden Saison 2018/19 soll die Nachfrage das Angebot in ähnlicher Höhe übersteigen. Saisonale Effekte sind bei Agrarrohstoffen normal - im Fall von Mais kommen aber noch politische hinzu, die den Preis langfristig in die Höhe treiben könnten.

Ethanol sei "eine tickende Zeitbombe", sagen Branchenkenner. Seit Jahrzehnten ist dem US-Sprit Ethanol beigemischt. Der Zusatzstoff wird aus Zuckerrohr, Getreide oder Mais gewonnen und ist günstiger als Rohöl. Wird dem Kraftstoff mehr Ethanol beigefügt, sinkt der Spritpreis. Die US-Umweltbehörde EPA hatte aber eine landesweit gültige Vorschrift durchgesetzt, die den Anteil auf zehn Prozent deckelt. Damit sind nicht alle einverstanden. Ein langwieriger Streit schwelt zwischen der Agrar- und der Ölindustrie. US-Präsident Donald Trump will die Verordnung kippen und einen Ethanol-Anteil von bis zu 15 Prozent erlauben. Vor allem bei den Farmern kann Trump damit punkten.

Vergangenes Jahr nutzten die USA rund 5,5 Milliarden Bushel Mais (ein Bushel entspricht rund 25,4 Kilogramm) um E10 zu produzieren. Wenn die USA einfach gerechnet von E10 auf E11 (also elf Prozent Ethanol-Anteil) aufsatteln, wären dazu dann 550 Millionen Bushels mehr notwendig. Bei E15 bräuchte es 2,7 Milliarden Bushel Mais mehr. Die steigende Nachfrage würde den Preis deutlich antreiben. Was den Farmern nur recht sein kann. In den vergangenen drei Jahren schwankte die Notiz zwischen drei und vier Dollar.

China führt E10 ein


Von einer regelrechten Preisrally gehen Experten aus, sollte China ernst machen und im Jahr 2020 zehn Prozent Ethanol als Zusatzstoff im Tank einführen. Die Regierung hat Umweltschutzmaßnahmen auf den Weg gebracht, um die Luftverschmutzung einzudämmen. 2017 wurden 1,8 Millionen Tonnen Ethanol im Land produziert, bis 2020 soll die Kapazität auf 6,6 Millionen Tonnen ausgeweitet werden. Das ist nicht einmal die Hälfte des Bedarfs, der auf jährlich 15 Millionen Tonnen geschätzt wird. Klar ist auch, dass China diesen Bedarf nicht mit dem heimischen Anbau decken kann.

Bemerkenswert ist, dass China trotz des Handelsstreits vergangenen Monat rund 300 000 Tonnen Mais in den USA bestellt hat. Das ist die höchste Menge seit über fünf Jahren und fast das Doppelte der Menge, die China in der laufenden Saison 2018/19 orderte. Werden hier schon Lagerbestände aufgefüllt? Anleger können gehebelt von einem Preisanstieg bei Mais profitieren.