Im Sommer zieht es die Hoffmanns an die Ostsee, genauer gesagt nach Fischland-Darß-Zingst. Die Halbinsel zwischen Rostock und Stralsund lockt mit langen Sandstränden, viel Sonne, kräftigem Wind, urwüchsiger Natur und gut ausgebauten Fahrradwegen. "Wir waren schon sieben Mal da", erzählt Marion Hoffmann, Ehefrau, Mutter und "Chief Investment Officer" der in Schauenburg bei Kassel lebenden fünfköpfigen Familie.

Dank ihrer profunden Börsenexpertise und ihres disziplinierten Anlagestils lässt sich der Aufenthalt im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern problemlos finanzieren. Die Erträge reichen auch aus, um den Führerschein des Ältesten, anfallende Reparaturen an Auto und Haus, eine neue Waschmaschine und Weihnachtsgeschenke problemlos zu bezahlen. Und nicht nur das: Hoffmann ist sich sicher, dass sie und ihr Mann dank Börse den bislang gewohnten Lebensstandard im Ruhestand fortsetzen werden können.

Keine Scheu vor Optionsscheinen


"Der Kapitalmarkt bietet jeden Tag 1.000 Möglichkeiten, das verfügbare Einkommen zu erhöhen. Die meisten Menschen nutzen jedoch keine einzige", sagt die sympathische und humorvolle 51-Jährige. Hoffmann investiert in Aktien, Fonds, Exchange Traded Funds und Hybridanleihen. Sie scheut auch nicht vor komplexen Optionsscheinen zurück.

Anregungen dazu findet sie regelmäßig in €uro am Sonntag. Hoffmann gefallen die Aufmachung und der "informative, unaufgeregte Stil der Artikel". Sie lobt die ausgewogenen Urteile der ­Autoren. Insbesondere schätzt sie die Empfehlungen von Petra Maier: "Mit Maiers Tipps zu Knock-out-Produkten hab ich schon viel Geld verdient." Als Zockerin sieht sich Hoffmann aber nicht. Sie investiere mit Augenmaß, versichert sie: "Ich gehe zwar immer wieder Risiken ein, bin aber nicht gierig", so ihre Selbsteinschätzung. Und: Rechtzeitig Gewinne mitzunehmen hält sie für eine wesentliche Voraussetzung für kontinuierlichen Erfolg.

Nach dieser Devise handelte Hoffmann bereits zu Zeiten des Neuen Markts. In dem 1997 gegründeten und im Jahr 2003 wieder aufgelösten Börsensegment notierten seinerzeit vermeintlich innovative und wachstumsstarke Unternehmen. Hoffmann stieg ein, die Kurse gingen zunächst steil nach oben. Doch als erste Artikel über die enormen Chancen im Massenblatt "Bild"-Zeitung erschienen und der Neue Markt in aller Munde war, wurde ihr klar, dass die Hausse ihren Höhepunkt erreicht hatte. Rechtzeitig vor dem Crash löste sie ihre Positionen auf.

Dass seinerzeit so viele Anleger sich von der Euphorie treiben ließen und selbst dunkelrote Warnsignale komplett übersahen, wundert Hoffmann nicht. "Wirtschaft und Finanzen werden an Deutschlands Schulen kaum unterrichtet. Angesichts der immer größer werdenden Rentenlücken, der nachhaltig tiefen Zinsen und der Notwendigkeit, privat vorzusorgen, ist das jedoch grob fahrlässig", meint sie.

Für jedes Kind ein Depot


Ihre eigenen Kinder dagegen wissen mittlerweile schon gut Bescheid, wie die Märkte ticken. Hoffmann hat sie mit der Materie vertraut gemacht und ihnen viel erklärt. Unter anderem spielt die ­Familie "Ohne Moos nichts los". Dabei geht es vor allem darum, Monat für Monat mit seinem Geld so gut wie möglich zurechtzukommen. "Meinen Kindern ist mittlerweile klar, was eine Aktie ist, was Dividende bedeutet, und sie kennen den Wert des Gelds."

Für jeden ihrer Sprösslinge führt Hoffmann zudem seit der Geburt ein ­Depot. In allen drei Portfolios ist der mit FondsNote 1 beurteilte Threadneedle European Smaller Companies hoch gewichtet. Der Fonds (siehe Lesertipp unten) legte in den vergangenen zehn Jahren um 290 Prozent zu. In diesem Jahr schaffte er über 30 Prozent. "Bislang gibt es keinen Grund, den Fonds zu verkaufen", sagt Hoffmann.

Sobald die Kinder volljährig sind, sollen sie ihre Investments selbst verantworten. Der älteste Sohn Tim kennt sich gut mit Technologie­werten aus, bringt einen langen Anlagehorizont mit und hat ein klares Ziel. "Mit 50 Jahren will er sich zur Ruhe setzen", lacht die ­Mutter.

Um ihr eigenes Portfolio kümmert sie sich jeden Tag ab acht Uhr morgens. Die Kinder und ihr Mann - wenn er nicht Spätschicht hat - sind dann aus dem Haus. Marion Hoffmann verbringt rund 45 Minuten am Computer, um zu erfahren, was die Märkte aktuell bewegt und welche neue Anlageideen oder Konsequenzen sich daraus für ihr Depot er­geben können.

Das fällt mit aktuell gerade mal zehn Werten sehr konzentriert aus. Amazon zählt zu ihren Dauerfavoriten. Die Aktie legte in den vergangenen fünf Jahren um 564 Prozent zu. "Wir wohnen auf dem Land, ich bestelle daher vieles online", sagt Hoffmann.

Schon lange investiert ist sie auch in BB Biotech. Das Schweizer Unternehmen beteiligt sich an Gesellschaften im Wachstumsmarkt Biotechnologie. Neben Kursgewinnen freut sich Hoffmann auch über eine Dividendenrendite von fünf Prozent. In ihrem Depot findet sich darüber hinaus ein ETF auf den MSCI World. Mit einem Papier partizipiert sie so an der Wertentwicklung von über 1600 Aktien. Als Basis ihrer Anlagestrategie dient ihr der Flossbach von Storch Multiple Opportunities. Der aktiv gemanagte Mischfonds legte in den vergangenen zehn Jahren um 137 Prozent zu.

Münzen statt Barren


Auch in nachrangige Anleihen hat Hoffmann investiert. Ein endlos laufender Bond der Allianz ist mit einem Kupon von 5,37 Prozent ausgestattet. "Davon werde ich mich angesichts der wohl noch lange Zeit niedrigen Zinsen sicherlich nicht trennen", sagt Hoffmann. Das Papier kann allerdings jederzeit vom Emittenten gekündigt werden. Experten vermuten jedoch, dass der DAX-Konzern kein Interesse daran hat, den Investoren zu schaden. Die Anleihe notiert aktuell bei 110 Prozent.

Die Defensive kommt bei Hoffmann nicht zu kurz. Zur Absicherung des Depots nutzt sie Gold oder Silber. Statt Barren setzt sie jedoch lieber auf Münzen. Insbesondere die vom Bayerischen Münzamt geprägte Somalia Elephant gefällt ihr. "Da profitiere ich nicht nur vom Gold- und Silberpreis, sondern auch noch von den kräftigen Wertsteigerungen der Münzen", argumentiert Hoffmann.

Positive Aussichten


Ihre Börsenkompetenz hat sich die Kasselerin als Mitarbeiterin einer Bank erarbeitet. Von 1999 bis 2009 betreute sie vermögende Privatkunden. Ein in­teressanter Job. "Doch ich war gehalten, hauseigene Produkte zu empfehlen", sagt Hoffmann. Sie habe schon damals die ganze Bandbreite der Möglichkeiten im Auge gehabt und hätte gern auch auf attraktive Alternativen verwiesen.

Seit einigen Jahren ist sie selbstständig und wirkt als Coach für Geldanlagen. Menschen dabei zu helfen, ihr Kapital zu vermehren, ist dabei nicht das einzige Ziel. "Ich will aufklären, zeigen wie die Märkte funktionieren und welche Chancen sie Privatanlegern bieten."

Und wie sieht der Ehemann die Börsenaktivitäten seiner Frau? "Der freut sich über Gewinne, und bisweilen hole ich auch seinen Rat ein", sagt Hoffmann. Etwa zum Thema Wasserstofftechnik. Vor Kurzem habe sie ihn gefragt, was er von der Brennstoffzelle in Automobilen halte. Da ihr Mann diese als zu schwer für ein Fahrzeug beurteile, sei sie nicht bei Toyota eingestiegen.

Wird 2020 wieder ein gutes Bör­senjahr? "Ich denke schon", sagt Marion Hoffmann. "Die Bewertungen sind nicht zu hoch. Und nur weil die Kurse in einem Jahr kräftig gestiegen sind, müssen sie im nächsten nicht wieder fallen."

Leser-Tipp

Threadneedle Europ. Smaller Companies: Der knapp zwei Milliarden Euro schwere Fonds legt mindestens 75 Prozent der Mittel in kontinentaleuropäische Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung an. Zu den Top-Werten zählen derzeit das Chemie-­Unternehmen Sika, der Pharmazulieferer ­Sartorius und der Bauwert Kingspan Group. Aktuell umfasst das Portfolio 69 Titel. Der Fonds weicht deutlich vom Vergleichsindex ab. Das zahlt sich aus. Im laufenden Jahr legte der Kurs um über 30 Prozent zu.