Es bleibt spannend. Parallel zum Erscheinen dieser Ausgabe von BÖRSE ONLINE wird Joe Biden auf den Stufen des Kapitols als 46. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Die Zahl der Sicherheitskräfte ist groß, es soll schließlich alles friedlich über die Bühne gehen. Biden will danach gleich durchstarten. Um die Wirtschaftskrise in den USA aufzufangen, soll ein weiteres Konjunkturpaket durchgesetzt werden. Dieses soll voraussichtlich einen Umfang von - aufgepasst - 1,9 Billionen Dollar haben, das sind 1,6 Billionen Euro. Mit dabei sind unter anderem Direktzahlungen an die US-Bürger in Höhe von 1400 Dollar pro Kopf, also umgerechnet etwa 1150 Euro. Biden schlägt auch vor, Arbeitslosenhilfen auszuweiten und erneut zu verlängern. Außerdem will er die Impfungen im Land vorantreiben und mehr Corona-Tests ermöglichen. "Die Gesundheit unserer Nation steht auf dem Spiel", mahnt er. "Wir können es uns nicht leisten, nichts zu tun."

In Europa steht der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank im Mittelpunkt des Geschehens, der ebenfalls parallel zum Erscheinen dieser BÖRSE ONLINE stattfindet. "Die EZB ist auf Autopilot", heißt es dazu in einer Analyse der Fondsgesellschaft Pimco. "Sie wird beobachten, wie sich die gesamtwirtschaftliche Lage in den kommenden Monaten entwickelt." Verschlechtern sich die Finanzierungsbedingungen, werde die EZB mit dem Pandemie-Notkaufprogramm (PEPP) reagieren. "Im Einklang mit ihrem lockeren Zinskurvenmanagement."

Mehr Lockdown


Auch der Verlauf der Pandemie wird weiterhin mit Argusaugen beobachtet. Zwar sind die jüngsten Infektions- und Todeszahlen rückläufig, dennoch ist eine Verlängerung des Lockdowns vermutlich schon ausgemachte Sache. In Österreich wurde er bereits bis zum 8. Februar ausgeweitet. Mit wie immer weitreichenden Folgen für die Konjunktur der Länder. In Fernost dürfte man sich um die Konjunktur weniger Sorgen machen als in den westlichen Industrieländern. Denn unter den größeren Wirtschaftsräumen hat China die Corona-Folgen anscheinend am besten gemeistert. Und das, obwohl die Pandemie vor rund einem Jahr von Wuhan aus ihren Lauf um die Welt nahm. Wie die Statistikbehörden des Landes jetzt mitteilen, hat die Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr 2020 um 2,3 Prozent gegenüber 2019 zugelegt. Das ist zwar deutlich weniger als die sonst gewohnten sechs bis sieben Prozent Plus, aber erstaunlich gut im Vergleich etwa zu den USA und dem Euroraum, wo man mit einem deutlichen Minus zurechtkommen muss. Für 2021 erwartet der IWF für China ein Wachstum von 7,9 Prozent. Angetrieben wird die Wirtschaft von den Ausfuhren sowie von staatlichen Aufträgen für Infrastruktur. Doch auch in China ist noch nicht alles wie gewohnt. So hat die private Nachfrage deutlich nachgelassen: der Einzelhandelsumsatz ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um vier Prozent gesunken.

Beginn der Berichtssaison


Und dann ist da noch das für Börsianer vielleicht spannendste Ereignis. Zum Ende der Woche beginnt in den USA die Berichtssaison mit den neusten Umsatz- und Gewinnzahlen der Unternehmen. Passend dazu ist die US-Börse nach der Rekordrally in den vergangenen Wochen erst einmal in eine Art Wartestellung übergegangen. Denn nun gilt’s: Fallen die Ergebnisse der Konzerne besser aus als von Analysten erwartet, könnte das für neuen Schwung sorgen. Den Auftakt machen die Großbanken Citigroup, Wells Fargo und JP Morgan.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com