Die Aktienmärkte stabilisieren sich etwas. Auch, weil man sich in den USA nun doch auf ein Notkonjunkturprogramm über zwei Billionen Dollar zur Überwindung der Corona-Folgen einigen konnte.

Auch die Maßnahmen der Notenbanken konnten die Finanzmärkte stabilisieren. Zuletzt hatte die Europäische Zentralbank den Ankauf staatlicher und privater Anleihen im Volumen von 750 Milliarden Euro am Kapitalmarkt angekündigt. Und auch die US-Notenbank Fed hat nachgelegt - und eine im Grunde unbegrenzte "Bazooka" beschlossen: Sie will Wertpapiere in unbegrenztem Umfang kaufen. Dazu stellt sie 300 Milliarden Dollar für amerikanische Unternehmen bereit.

Doch trotz aller Maßnahmen und aktuell wieder steigender Kurse ist es so, dass das Coronavirus und die eindämmenden Schritte das Wirtschaftsgeschehen rund um den Globus fast zum Erliegen bringt. Eine Rezession im Stil der Finanzkrise ist durchaus möglich. Extreme Pessimisten Sprung sprechen gar schon von einer Depression nach dem Muster der Weltwirtschaftskrise, die 1929 einsetzte und viele Jahre andauerte.

"Die aktuelle Krise ist einmalig. Denn wir haben mehrere Schocks, die gleichzeitig auftreten", sagte etwa David Rosenberg, Chefökonom und Investmentstratege von Rosenberg Research und seit 35 Jahren im Finanzmarkt tätig, im Interview mit "Finanz & Wirtschaft". Seiner Einschätzung nach leidet die Welt unter einem globalen Nachfrageschock, einem globalen Angebotsschock, einem negativen Vermögensschock, einem Ölschock und einem Kreditschock. "Wir haben die Weltwirtschaft noch nie mit einer Rezession unter Stress gesetzt, während die Unternehmensbilanzen eine derart gigantische Verschuldung aufwiesen. Der Großteil dieser Schulden wurde zudem für den Rückkauf von Aktien und nicht für produktivitätssteigernde Investitionsausgaben verwendet."

Wie es aktuell um die Unternehmerstimmung in Europa steht, zeigt der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts, wonach sich die Stimmung massiv verschlechtert hat. Der vorläufige Ifo-Geschäftsklimaindex ist im März auf 87,7 Punkte gefallen, nach 96,0 Punkten im Februar. Dies ist der stärkste Rückgang seit 1991 und der niedrigste Wert seit August 2009.

Das Ifo-Institut geht noch weiter und rechnet vor, dass das Coronavirus in Deutschland für Produktionsausfälle im hohen dreistelligen Milliardenbereich sorgen wird. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit sollen demnach dramatisch zunehmen und den Staatshaushalt erheblich belasten. "Die Kosten werden voraussichtlich alles übersteigen, was aus Wirtschaftskrisen oder Naturkatastrophen der letzten Jahrzehnte in Deutschland bekannt ist", sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest. "Je nach Szenario schrumpft die Wirtschaft um 7,2 bis 20,6 Prozentpunkte. Das entspricht Kosten von 255 bis 729 Milliarden Euro."

Wir bleiben daher bei unserem Rat, mit Investments extrem vorsichtig zu sein. Solange das Coronoavirus nicht eingedämmt ist, dürfte es an den Börsen ungemütlich bleiben.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com