Man ist also startklar: US-Notenbankchef Jerome Powell nutzte die jährlich stattfindende Notenbankkonferenz in Jackson Hole in den USA für klare Signale, wie es mit der ultralockeren Geldpolitik weitergehen soll. Demnach will die Federal Reserve ihre Anleihekäufe im Verlauf des vierten Quartals drosseln. Eine klare Ansage. So was hört man gern als Börsianer. Allerdings konnte sich Powell ein kleines Aber dann doch nicht verkneifen: So komme es auch auf die Entwicklung des Arbeitsmarkts an. Und auch die Zahl der Corona-Neuinfektionen könnten den Beginn des Exits aus der ultralockeren Geldpolitik noch aufschieben.

Gleichzeitig machte Powell deutlich, dass auf das geplante sogenannte Tapering nicht zwingend eine Leitzinswende folgen werde. Jedenfalls nicht in naher Zukunft. An den Börsen wurde dies alles recht positiv aufgenommen. Der amerikanische Leitindex S & P 500 beendete den Börsentag nach Powells Aussagen mit einem Plus und einem neuen Allzeithoch auf Schlusskursbasis - bereits das 52. Allzeithoch in diesem Jahr. Bis Ende August hat der Leitindex damit mittlerweile eine außergewöhnlich lange Zeit ohne heftigere Rücksetzer von fünf Prozent oder mehr hinter sich. Nämlich exakt 289 Kalendertage. Oder anders formuliert: Dies ist mittlerweile die drittlängste Periode nach der Finanzmarktkrise, in der nach einem Allzeithoch noch kein Rückschlag um fünf Prozent verzeichnet wurde. Bemerkenswert!

Spitze der Wachstumsdynamik


Damit endet der tendenziell eher schwierige Börsenmonat August ohne die in der Vergangenheit meist typischen Liquiditätsflauten. Dass der August im laufenden Jahr für Börsianer erfreulicher verlief, lag an der insgesamt erfolgreichen Berichtssaison der Unternehmen: "Die Ergebnisse konnten dabei sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks klar überzeugen, was zu deutlichen Aufwärtsrevisionen bei den Gewinnschätzungen für 2021 führte", resümiert die österreichische Raiffeisenbank in einer Analyse. Klar ist aber auch, dass damit wohl die Spitze in Sachen Wachstumsdynamik erreicht wurde und man für das zweite Halbjahr 2021 und für 2022 von einer Normalisierung des Gewinnwachstums ausgehen muss.

Dennoch muss einem vor dem Rest des Jahres nicht bange sein. Der September könnte dafür jedenfalls richtungsweisend sein: in der ersten Woche schon mit dem wichtigen Arbeitsmarktbericht der USA, der damit gleich zum "Lackmustest für Powells Ankündigungen" wird, wie es in einem Ausblick der LBBW so schön heißt. Ein eventuell "zu starker" Arbeitsmarktbericht könnte dabei die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Fed in Bälde mit ihrem ersten Schritt zur Normalisierung der Geldpolitik beginnt und mit der Reduzierung des Ankaufprogramms startet.

Bevorstehende Richtungsentscheidung


Außerdem findet Ende September bekanntlich die Bundestagswahl statt, um die es schon jetzt viel Wirbel gibt, sei es wegen dramatischer Änderungen der Umfragewerte, wegen der Fernsehauftritte der drei Kanzlerkandidaten oder wegen den nicht genehmigten, aber dennoch stattfindenden Demonstrationen von Impfskeptikern in Berlin. So oder so wird die Bundestagswahl eine Richtungsentscheidung für die nächsten vier Jahre. Was also tun als Anleger in diesen Zeiten? Dabeibleiben. Ganz einfach. Und wer noch nicht investiert ist, der sollte in den jetzt anstehenden und saisonal meist schwächeren Monaten September und Oktober nach Gelegenheiten zum Kaufen suchen.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com