Wie schnell sich die Dinge ändern. Zwischen Oktober und Jahresende sah es noch richtig mau aus. Ein kräftiger Abschwung, vielleicht eine Rezession schienen im Verlauf des Jahres 2019 angesichts der vielen politischen und konjunkturellen Probleme durchaus möglich. Außerdem waren einige Branchen regelrecht überhitzt gewesen, und in manchen Ländern, etwa in China, schien die Kreditvergabe aus dem Ruder gelaufen zu sein. Alles ordentliche Exzesse, die eben irgendwann korrigiert werden mussten.

Die Börse war im Schlussquartal 2018 entsprechend schwach und rutschte ab. Die gute Nachricht dabei: Das in diesem Jahr wohl schwächer ausfallende Wirtschaftswachstum dürften die niedrigeren Kurse inzwischen widerspiegeln. Und noch besser: Tatsächlich war der Kursrutsch so schnell und heftig, dass auf dem aktuellem Niveau vermutlich sogar eine - milde - Rezession in den Kursen enthalten ist. Und das, obwohl die Gefahr einer Rezession laut der neuesten Indikatorlage sogar wieder gefallen ist.

Allerdings sind die Risikofaktoren damit nicht vom Tisch. Und die sind nicht weniger geworden. Die Schlagwörter sind bekannt: Es geht um den chinesisch-amerikanischen Handelsstreit, den Zoff zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Kongress (Government Shutdown), dazu die amerikanische Zinspolitik. Es geht um den Brexit, Italien, Bankenprobleme im Euroraum, strukturelle Krisen im Automobilbau und generell die nachlassende Gewinndynamik der Firmen.

Weil Aktien im großen Ganzen aber jetzt deutlich billiger sind, haben die genannten Risikofaktoren erheblich an Schrecken verloren. Dass gleichzeitig Faktoren wie Marktstimmung oder Marktbreite gerade um die Weihnachtszeit herum derart negativ waren, dass man von einer Ausverkaufsstimmung an den Märkten sprechen kann, hat dazu geführt, dass das Chance-Risiko-Verhältnis von Aktien auf Sicht von einem oder mehreren Jahren inzwischen wieder verlockend erscheint. Für Investoren, die langfristig agieren, sind das also - Stand jetzt - wohl gute Einstiegskurse. Für Trader mag das so nicht gelten. Das Aktienjahr dürfte nämlich ein volatiles werden. Aus einem einfachen Grund: Von den zahlreichen Störfaktoren dürften immer wieder welche akut werden und damit die Schlagzeilen beherrschen, was letztlich erneut für Verstimmung an den Märkten sorgen dürfte.

Dennoch sieht es insgesamt besser aus. Auch weil die US-Notenbank Fed zuletzt auf die schwächeren Konjunkturdaten reagiert hat und - glaubt man den jüngsten Verlautbarungen - ihre Geldpolitik in den kommenden Monaten flexibler halten will, als sie dies bislang geplant hatte. Das erwartete langsamere US-Wachstum könnte so zu einer Pause im Zinserhöhungszyklus der Fed führen. Was gleichzeitig auch den Dollar schwächen sollte.

Letzteres hätte dabei einen angenehmen Nebeneffekt für andere Wirtschaftsregionen der Welt: So gehörten gerade die exportorientierten und oft in Dollar verschuldeten Schwellenländer 2018 zu den Leidtragenden des starken Greenback.

Ein erster Härtetest für die These, dass das aktuelle Kursniveau ein verlockend günstiges ist, steht indes schon an. Gerade eben hat die Berichtssaison begonnen, es gibt neue Umsatz- und Gewinnzahlen. Die Erwartungen sind nicht besonders hochgesteckt - die Prognosen wurden zuletzt meist nach unten angepasst. Vielleicht sind dadurch sogar positive Überraschungen möglich.