Die Vorwürfe gegen Sebastian Kurz wiegen schwer: Die Sonderstaatsanwaltschaft für Korruptionsbekämpfung in Wien wirft dem zurückgetretenen Bundeskanzler Kurz Bestechung, Bestechlichkeit und Untreue vor. Die Ermittler durchsuchten in der vergangenen Woche das Bundeskanzleramt, die ÖVP-Zentrale und das Finanzministerium. Kurz steht laut Staatsanwaltschaft im Verdacht, sich mit Steuermitteln positive Medienberichterstattung erkauft zu haben. Neben Kurz werde auch gegen neun weitere Beschuldigte ermittelt. Angesichts der Turbulenzen ist es ein gutes Zeichen, dass zügig ein Nachfolger für Kurz gefunden wurde - und zwar den bisherigen Außenminister Alexander Schallenberg. Das schafft Stabilität und beruhigt die Märkte.

Leitindex ATX setzt Aufschwung fort


Das zeigt sich auch am österreichischen Leitindex ATX, der seinen seit Monaten anhaltenden Aufschwung auch zu Wochenbeginn fortsetzte. Am Montag nach dem turbulenten Wochenende stieg der ATX zunächst um annähernd ein Prozent auf zwischenzeitlich rund 3.725 Punkte, um dann anschließend unter die Marke von 3.710 Punkte zu fallen. Allerdings erholte er sich schnell wieder und stieg über die Marke von 3.740 Punkte. Schon seit Jahresbeginn legte das Börsenbarometer trotz zwischenzeitlicher Korrekturen deutlich zu und verwies zahlreiche andere Indizes auf die Plätze. So stieg der ATX seit Jahresbeginn um etwa 33 Prozent. Zum Vergleich: Der S&P 500 legte im gleichen Zeitraum "nur" um knapp 17 Prozent zu, der Dow Jones um 13 Prozent und der EuroStoxx 50 um gut 14 Prozent zu.

Gründe für Erfolg des Nischenmarktes ATX


Dass der vergleichsweise kleine ATX so groß auftrumpft, kommt natürlich nicht von ungefähr: So hat Österreichs Konjunktur nach Angaben des österreichischen Instituts für Höhere Studien (IHS) das Corona-Vorkrisenniveau bereits im Sommer wieder erreicht. Beim Bruttoinlandsprodukt rechnet das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) nach dem Einbruch von 6,7 Prozent im Vorjahr für 2021 und 2022 mit einem realen Wachstum von 4,4 und 4,8 Prozent. Angefacht wird die positive Entwicklung in der Alpenrepublik auch durch die sinkenden Arbeitslosenzahlen und nicht zuletzt durch den privaten Konsum. Etwa 280 Milliarden Euro sollen die Österreicher während der Pandemie angespart haben. Gebremst werden könnte der Aufschwung allerdings durch eine vierte COVID-19-Welle im Herbst sowie durch länger anhaltende Lieferengpässe.

ATX profitiert von der Konjunktur


Österreichs Industrie wechselte im bisherigen Jahresverlauf ebenfalls auf die Überholspur. Autozulieferer und Chemiekonzerne profitierten von der Erholung des wichtigen Exportnachbars Deutschland, die Reisebranche vom wieder ansteigenden Tourismus, die Bau- und Immobilienbranche boomt ebenso. Die rasant steigenden Rohstoffpreise helfen Unternehmen wie OMV und Schoeller-Bleckmann. Robust zeigen sich auch Bankentitel wie Raiffeisen, Erste Group oder Bawag. Weitere Impulse kommen von den traditionell guten Exportverbindungen nach Ost- und Südosteuropa. Österreichs Unternehmen, die knapp 25 Prozent ihres Umsatzes in Osteuropa machen, sind Nutznießer der Erholung der Volkswirtschaften in Ländern wie Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Kroatien und Slowenien.

Investieren in den ATX und seine Werte


Für den ATX dürfte seine relative Stärke sprechen - trotz nervöser Märkte weltweit. Dennoch sollte vor einem Investment in den ATX und seine Werte bedacht werden, dass die hohen Rohstoffpreise, die manchen Unternehmen des Wiener Leitindex gerade in die Hände spielen, auch mit einer zunehmenden Inflationsgefahr einhergehen können. Wie sich der ATX weiterentwickelt, wird auch davon abhängen, wie schnell es der Politik gelingen wird, für eine nachhaltige Stabilität zu sorgen. Mit anderen Worten: Anleger sollten keineswegs ausschließen, dass der ATX eine Verschnaufpause einlegen könnte. Für Investoren, die dennoch in den ATX und seine Unternehmen investieren wollen, bieten sich Einzelwerte oder aber ETFs und Fonds an, die die Risiken zwar nicht aus der Welt schaffen, aufgrund der breiten Streuung aber zumindest ein wenig reduzieren können.

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Markus C. Zschaber gilt als ein sehr erfahrener Geldmanager und ist Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, die seit nunmehr 26 Jahren die Vermögen von privaten und institutionellen Anlegern betreut. Mehrfach wurde er bereits als Portfoliomanager ausgezeichnet, sein Gesicht ist den meisten Anlegern bereits seit 1998 durch den Nachrichtensender n-tv bekannt, bei dem der Experte regelmäßig Interviews gibt. Während der Finanzkrise und der anhaltenden Corona-Krise steht er den politischen Gremien auch als externer Berater zur Verfügung und ist bei vielen Diskussionen rund um das Thema Staatenverschuldung, Inflation und EZB-Politik mit eingebunden. Für Börse Online erläutert der Kölner Vermögensverwalter die interessanten Themen rund um den Anlage- und Kapitalmarkt. Nähere Informationen zur V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft finden Sie hier: https://zschaber.de/