von Ingo Kreisinger, Head of Equity Trading bei der Baader Bank

Der Trubel auf den Börsenparketts ist im Vergleich zu früher deutlich weniger geworden. Der zunehmende Einsatz elektronischer Handelstechnologie hat die klassischen Kurszettel, die hektischen Handzeichen und die lauten Zurufe vollständig verschwinden lassen. Dies ist allerdings kein Anlass zur Trauer, da die Anleger von dieser Entwicklung profitieren. Mithilfe der elektronischen Systeme können Orders nun genauer, schneller und letztlich auch günstiger ausgeführt werden.

Dieser technische Fortschritt hat zu neuen, stark wachsenden Anforderungen an einen Börsenhändler geführt. So sollte ein Broker heutzutage technisches Verständnis mitbringen und zumindest zugrunde liegende Algorithmen verstehen können. Ein Mathematik- oder Informatikstudium wird für Neueinstellungen gern gesehen. Dennoch stellen Erfahrung und Marktgefühl aber auch weiterhin einen entscheidenden Faktor dar, wenn es darum geht, den Anlegern die besten Kurse und einen einfachen Zugang zu einer Vielzahl von Wertpapieren zu bieten.

An der Börse Frankfurt sind derzeit elf Wertpapierhandelsbanken, sogenannte Spezialisten, mit etwa 100 Händlern präsent. Das ist einzigartig in der deutschen Börsenlandschaft und verschafft der Börse Frankfurt gerade bei Wertpapieren, die ihren Heimatmarkt im Ausland haben oder per se nicht liquide sind, die notwendige Versorgung mit Liquidität, um Anlegern jederzeit eine hohe Preisqualität bieten zu können. Im Rahmen dieser steigenden Anforderungen mussten jedoch einige Spezialisten die weiße Flagge hissen. Erst vor Kurzem hat die Baader Bank das Aktienmandat der Schnigge Wertpapierhandelsbank übernommen und betreut diese nun. Damit stellt sie täglich Preise für insgesamt rund 700 000 Wertpapiere.

Auch zur Verbesserung der Handelsqualität leisten die Wertpapierhändler einen entscheidenden Beitrag. Gerade bei weniger liquiden Nebenwerten nehmen sie die Aufträge auf das eigene Buch und verbessern so die Handelsqualität. Die Geld-Brief-Spannen sind dadurch enger und der Handel ist für die Anleger günstiger. Zusätzlich greift der Börsenhändler, falls nötig, korrigierend in den automatischen Handel ein. So können starke Preisschwankungen aufgrund von kurzfristigen Angebots- oder Nachfrageüberhängen verhindert werden. Außerdem lassen sich Teilausführungen vermeiden.

An vielen vollelektronischen Börsenplätzen werden die einzelnen Orders schnellstmöglich und daher oft in mehreren Schritten ausgeführt. Auch wenn der Anleger hierdurch nicht zwingend zu einem schlechteren Gesamtkurs handelt, können zusätzliche Kosten entstehen. Denn einige Banken, nicht jedoch die Börse, berechnen für jede der Teilausführungen Gebühren. Beim Handel über die Börse Frankfurt werden Teilausführungen nur durchgeführt, wenn dies für den Anleger wirtschaftlich sinnvoll ist.

Um die Spezialisten zum Vorteil des Anlegers zu einer hohen Preisqualität in Form von engen Handelsspannen, hoher Ausführungsgeschwindigkeit, einer angemessenen Vorhandelstransparenz und hoher Liquiditätsbereitstellung zu motivieren, erhalten diese ein leistungsbezogenes Entgelt von der Deutschen Börse. Die Börsenhändler stehen somit auf einer Seite mit den Privatanlegern. Bei mehr als jeder fünften Orderausführung ist der tatsächliche Preis, den der Anleger zahlt, für ihn sogar günstiger als die angezeigte Quote des Spezialisten.

Darüber sichern die Spezialisten zusammen mit der Börse Frankfurt seit dem 1. November 2013 Anlegern verbindlich zu, dass sie eine große Auswahl an Wertpapieren bis zu einem Betrag von 7500 Euro mindestens zum Preis an der jeweiligen Heimatbörse kaufen können. Sollte die Order zu einem schlechteren Kurs ausgeführt werden, so bekommt der Anleger den entsprechenden Differenzbetrag zurückerstattet.

Ingo Kreisinger

Der studierte Betriebswirt begann seine Laufbahn 1994 beim Börsenmakler Ballmaier & Schulz an der Börse Frankfurt. Nach der Übernahme von Ballmaier & Schulz durch Uto Baader wechselte er 1996 in die Skontroführung für Aktien an der Frankfurter Wertpapierbörse. In den Jahren darauf entstand die Baader Wertpapierhandelsbank, für die Kreisinger 2001 die Leitung des Aktienhandels in Frankfurt übernahm.