€URO AM SONNTAG: Derzeit herrscht Flaute auf dem internationalen Markt für Börsengänge (IPO), und die Lage an den Märkten ist turbulent. VW hält unverdrossen am Börsengang seines Autobauers Porsche im vierten Quartal fest. Wie schätzen Sie die Erfolgsaussichten für diese Transaktion ein?

FERDINAND DUDENHÖFFER: Das Umfeld am Aktienmarkt für einen Börsengang hat sich in den letzten Wochen trotz des Ukraine-Kriegs, galoppierender Energiepreisen und strenger US-Zinspolitik tatsächlich verbessert. Porsche hat außerdem mit 20 Prozent Umsatzrendite im ersten Halbjahr seine Leistungsfähigkeit erneut unter Beweis gestellt. Auch die Familie Porsche-Piëch hat weiterhin ein großes Interesse am IPO. Zusammengefasst heißt das für mich: Die Aussichten stimmen und der Börsengang ist erwartbar.

Porsche-Chef Oliver Blume soll zum 1. September Vorstandschef des VW-Konzerns werden - und will Porsche-Chef bleiben. Wie lang hält er das durch?

Vor dem Porsche-Börsengang oder mitten in der Umsetzung würde ein Wechsel nach meiner Einschätzung eher Unsicherheit im Unternehmen und in der Außendarstellung verursachen. So etwas sollte man vermeiden. Nach dem IPO gehe ich davon aus, dass die Führungsspitze neu besetzt wird. Mit Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke hat man einen hervorragenden Porsche-Kenner, der auch in der Familie Porsche-Piëch großes Vertrauen genießt. Also: Die Doppelrolle von Oliver Blume ist nicht für die Ewigkeit angelegt.

Die VW-Holding Porsche SE hat gerade Zahlen vorgelegt. Ist Ihnen da was aufgefallen?

Die Porsche-SE-Ergebnisse spiegeln das Volkswagen-Geschäft und sind damit gut. Schwachpunkte im VW-Konzern sind immer noch Seat und die Software-Tochter Cariad, und da wird der neue VW-Chef Oliver Blume sicher nachjustieren.