"Wir wollen alle in Beschäftigung halten - das ist unser Ziel", sagte der Präsident von Metall NRW, Arndt Kirchhoff. Der erzielte Kompromiss umfasse Elemente zur "Beschäftigungssicherung, Entgeltsicherheit und gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten", sagte der Chef der nordrhein-westfälischen IG Metall, Knut Giesler. Die IG Metall sprach sich für eine bundesweite Übernahme des Vertrags aus, Gesamtmetall bezeichnete die Übereinkunft als "Zeichen der Vernunft". Die Arbeitgeber wollen nun beraten, ob sie für alle Mitglieder akzeptabel ist.

Auch die Metall- und Elektroindustrie leidet unter den Folgen der Corona-Pandemie, die Automobilhersteller haben etwa die Produktion gestoppt, dies schlägt auf die Zulieferer durch. Die IG Metall hatte keine bezifferte Lohnforderung für die Runde gestellt. Ursprünglich sollten nämlich Tarifregeln gegen Jobverlust durch den schon länger laufenden tiefen Umbruch in der Branche, die Transformation, stehen. Doch die beschleunigte Ausbreitung des Coronavirus warf diesen Plan über den Haufen. "Angesichts der dramatischen Entwicklung der Corona-Pandemie haben sich akut die Schwerpunkte verschoben. Die ursprünglichen Themen dieser Tarifrunde sind vertagt", erklärte Roman Zitzelsberger, IG-Metall-Chef von Baden-Württemberg. Das Land stehe vor einer nie da gewesenen Herausforderung, sagte Kirchhoff. "Gerade in der Autoindustrie, aus der ich komme, rappelt es richtig." Der rasche Tarifabschluss schaffe für die Unternehmen Sicherheit und vor allem "keine zusätzlichen Kosten größerer Zahl".

Der Abschluss sieht vor, das bald für Massen von Beschäftigten geltende Kurzarbeitergeld aufzustocken, indem Urlaubs- und Weihnachtsgeld gezwölftelt und monatlich ausgezahlt wird. Dafür erhalten die Beschäftigten einen Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen. Er sieht zudem eine Härtefall-Regelung für Kurzarbeit vor, für die in jedem Betrieb ein Solidartopf eingerichtet werden soll. Der Betrag, der eingezahlt wird, errechnet sich aus der Anzahl der Beschäftigten im Betrieb multipliziert mit 350 Euro. Wie er verwendet wird, sollen jeweils Geschäftsführung und Betriebsrat vereinbaren. Auch gibt es Regelungen für die Freistellung von Mitarbeitern bei Engpässen in der Kinderbetreuung.

Die Vereinbarung in NRW tritt sofort in Kraft, der Tarifabschluss kann frühestens zum Jahresende gekündigt werden. Die IG Metall in Bayern begrüßte den Pilotabschluss bereits und kündigte an, ihn übernehmen zu wollen. Auch Baden-Württemberg strebt dies an. IG-Metall-Chef Jörg Hofmann sagte in Frankfurt, der Vorstand der Gewerkschaft empfehle eine bundesweite Übernahme des "kurzfristigen Krisenpakets".

Gewerkschaft und Arbeitgeber hatten in der Tarifrunde eigentlich Schritte zur Stellensicherung angesichts der Digitalisierung und des Klimaschutzes erörtern wollen. Diese offenen Fragen blieben, sagte Hofmann. Sie sollten wieder aufgenommen werden, sobald die Corona-Krise dies zulasse. Gespräche könnten vielleicht im Oktober fortgesetzt werden.

rtr