BÖRSE ONLINE:Kommt der Brexit überhaupt noch?
Dirk Müller:
Es sieht danach aus, aber sicher kann sich bei diesem Hickhack niemand sein. Investoren und Unternehmer beiderseits des Ärmelkanals können sich auf jede Form des Brexit einstellen. Solange es aber keine klaren Entscheidungen gibt, sind alle zur Passivität gezwungen. Das Gleiche gilt für britische Arbeitnehmer, die keine Zukunftsplanung machen können und größere Ausgaben zurückstellen. Das Problem ist nicht der Brexit, sondern die fast dreijährige Hängepartie.

Angenommen, die Briten treten doch kurzfristig aus - juckt das die Börse?
Ich gehe von einem weitgehenden Non-Event für die Börsen aus, die stark von amerikanischen Investorengeldern abhängen, und denen ist der Brexit egal. Lediglich für die Londoner Börse und den Euro könnte es ein paar Tage Bewegung geben. Ich habe mich in den vergangenen Jahren kaum mit den Meldungen um den Brexit beschäftigt. Es wäre pure Zeitverschwendung gewesen! Wer vor über zwei Jahren aufgehört hätte, die Nachrichten dazu zu verfolgen und erst heute wieder draufschaut, hätte nichts verpasst.

Im Handelsstreit zwischen den USA und China ist von einer Annäherung die Rede. Hat Trump Kreide gefressen?
Trumps Strategie ist, für seine Gegner unberechenbar zu sein. Es ist unmöglich, seine nächsten Schritte vorauszusehen. Er wird China so lange wie nötig unter Druck setzen, um den Aufstieg Chinas zur Weltmacht Nr. 1 zu verhindern. Gleichzeitig wird Trump alles tun, um die US-Wirtschaft vor den Folgen einer Krise in China zu schützen.