In ihm werden Milliarden Dollar angelegt. Und Millionen Menschen vertrauen beim Vermögensaufbau auf den MSCI World. Doch es mehren sich die Zweifel, ob der MSCI World so ein sorgenfreies Investment ist, wie man zuerst denkt. Dass er beliebt ist, daran besteht kein Zweifel. Der Branchendienst justetf.com listet alleine für den deutschen Markt 20 verschiedene Produkte auf den Welt-Index, nur alleine der größte ETF, nämlich der iShares Core MSCI World ETF, hat fast 38 Milliarden Euro Assets under Management.

Was ist eigentlich drin im MSCI World?


Auch wenn die Wertentwicklung des Index nicht schlecht ist, fangen die ersten Probleme des Index bei seiner Zusammensetzung an. Denn in der folgenden Grafik sieht man, dass der "Welt-Index" vor allem aus den USA besteht. Aktien aus den Vereinigten Staaten machen nämlich mehr als zwei Drittel des Index aus. Erst mit ganz weitem Abstand folgt Japan mit etwas mehr als sechs Prozent auf Rang zwei. Dahinter folgen dann Großbritannien mit 4,5 Prozent, Kanada mit 3,7 Prozent und Frankreich mit 3,2 Prozent. Für den übrig gebliebenen Rest der Welt verbleiben dann nur noch 14 Prozent.

Dazu muss man sagen: Auch hier täuscht schon der Name des MSCI World. Denn laut dem Index-Anbieter Morgan Stanley Capital International (MSCI) befinden sich in diesem Index etwa 1540 Unternehmen aus 23 Industrie-Ländern. Hier geht es also ohnehin nicht um die gesamte Welt.

Und wer sich die zehn größten Positionen des Index anschaut, der könnte ohnehin auf die Idee kommen, es handele sich mehr oder weniger einfach um ein USA-Tech-Produkt:

Alleine diese zehn größten Positionen machen Stand 31. Mai 2022 bereits 17,3 Prozent des gesamten MSCI World aus. Doch trotz aller Kritik muss man sich ja auch die Performance des Index angucken. Also werfen wir darauf einen Blick.

Die Performance des MSCI World ETF


Seit der Auflage Anfang 1988 schaffte der MSCI World Index jedes Jahr im Durchschnitt 8,17 Prozent Gewinn. In den vergangenen zehn Jahren waren es im Schnitt sogar 11,66 Prozent, wie MSCI schreibt. Dabei zeigt diese Tabelle, dass es durchaus starke Schwankungen in der Performance (in US-Dollar gerechnet) gibt:

Im laufenden Jahr musste der Index auch etwas abgeben. Bis Ende Mai waren es 12,76 Prozent, die der MSCI World im Jahr 2022 verlor. Doch hier kommt ihm die gute Branchen-Zusammensetzung zugute. Denn während einige Branchen, wie etwa der Tech-Sektor, in Schwierigkeiten waren, so profitierten beispielsweise Energie und Rohstoffe. Zwar ist mit 21,37 Prozent Anteil die Tech-Branche die größte im MSCI World, doch dahinter folgt mit 13,86 Prozent Finanzwerte, 13,44 Prozent Gesundheits-Aktien, 10,72 Prozent Konsumgüter und 9,86 Prozent Industrie eine deutlich ausgewogenere Mischung als bei der Länderverteilung. Zudem haben Anleger in Europa den Vorteil oder Nachteil durch den Wechselkurs des Euro zum US-Dollar. Steigt der Euro gegenüber dem US-Dollar, so werden eventuelle Kursgewinne in den USA verringert, etwaige Verluste sogar vergrößert. Sinkt der Euro gegenüber dem US-Dollar, so ist dies für europäische Anleger, die bereits investiert sind, förderlicher.

Was können Anleger in Sachen MSCI World ETF tun?


Die Wertentwicklung stimmt beim MSCI World, ebenso die Branchenzusammensetzung, doch die Länderverteilung und der Einfluss von einiger weniger US-Tech-Aktien auf den Index hinterlassen einen faden Beigeschmack. Zwar sind ETF-Investments in den Index mit Kosten zwischen 0,12 Prozent und 0,50 Prozent jährlich sehr gering, doch können Anleger noch mehr tun.

So gibt es auch den MSCI Wolrd All Country Index. Dieser ist eine Mischung aus dem MSCI World, der die Börsen-Entwicklung in den Industrieländern abdeckt und dem MSCI Emerging Markets, welcher die Börsenentwicklung von fast 1400 Unternehmen aus 24 Schwellenländern abbildet. Dabei machen die Industrieländer-Aktien aber 88,67 Prozent des Anteils aus und die Schwellenländer-Aktien nur 11,33 Prozent. Es ist also eine kleine Verbesserung der Risikoverteilung, aber keine grandiose. Zudem ist die Wertentwicklung des All Country ETFs minimal schlechter.

Anleger müssen sich also entscheiden, ob sie mehr Performance, oder eine ausgewogenere Risiko-Verteilung haben möchten. Denn man kann im Depot auch selbst eine Verteilung vornehmen und neben dem MSCI World - in etwa 60 Prozent - auch noch rund 20 Prozent Emerging Markets und 20 Prozent europäische Aktien hinzumischen. Diese Prozentwerte sind auch je nach individuellen Bedürfnissen abwandelbar.

In diesem Sinne lautet das Fazit, dass der MSCI World keine Mogelpackung ist. Denn er hält von der Performance schon in etwa, was er verspricht. Aber Anleger bekommen eben keine gleichmäßige Verteilung der weltweiten Aktien. Sie erhalten ein Produkt mit einem Schwergewicht auf Industrieländer-Aktien und hier besonders auf US-Aktien.