DIE LAGE DES UNTERNEHMENS:

Nach dem Katastrophenjahr 2017 mit drei schweren Wirbelstürmen in den USA versucht Munich Re wieder zur Normalität zurückzufinden. Die schweren Katastrophenschäden haben im umkämpften Geschäft der Schaden- und Unfall-Rückversicherer zwar eine Preiswende eingeleitet. Weil branchenfremde Firmen weiterhin mit Investitionen in Katastrophenanleihen und andere Konstrukte in dem Geschäft mitmischen, ist die für Abdeckung der Risiken entscheidende Kapitaldecke aber insgesamt praktisch nicht geschrumpft. Dadurch bleibt der Wettbewerb hart.

Außerdem hält die Digitalisierung des Versicherungsgeschäfts den Konzern auf Trab. Vorstandschef Joachim Wenning, der die Konzernführung 2017 von Nikolaus von Bomhard übernommen hatte, will den Gewinn nach mehreren Jahren der Rückgänge wieder nach oben treiben. Bisher hat Munich Re stark in die Digitalisierung investiert und neue Stellen geschaffen. Das will Wenning im Rahmen seines Programms fortsetzen. Jetzt sollen aber auch Jobs wegfallen.

Eine Baustelle bleibt auch der zum Konzern gehörende Erstversicherer Ergo. Das von Konzern-Chef Markus Rieß vor zwei Jahren aufgelegte Umbauprogramm läuft noch bis Ende des Jahrzehnts. Erst danach soll die geplante Gewinnsteigerung greifen. Zu dem Programm gehört neben einem umfangreichen Stellenabbau vor allem die Einführung neuer Computersysteme. Den Verkauf des alten Lebensversicherungsgeschäfts mit Garantiezins hat Ergo 2017 erst erwogen und dann wieder abgeblasen.

Unterdessen steht nach dem Wechsel an der Vorstandsspitze ein weiteres Stühlerücken in der Führungsetage bevor. Finanzchef Jörg Schneider hat sich entschlossen, seinen Vertrag nicht zu verlängern und übergibt den Posten Ende des Jahres an Christoph Jurecka, der bisher die gleiche Funktion bei Ergo ausübt.

DAS ERWARTEN DIE ANALYSTEN:

Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg bis Freitag befragten Analysten erwarten, dass Munich Re in diesem Jahr einen Überschuss von rund 2,5 Milliarden Euro erzielt. Damit würde das Unternehmen zwar viel besser abschneiden als im Katastrophenjahr 2017, aber immer noch schlechter als 2016, als unter dem Strich 2,6 Milliarden Euro verdient worden waren.

Für das zweite Quartal erwarten die Experten im Schnitt einen Überschuss von 719 Millionen Euro, gut ein Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Bruttoprämieneinnahmen dürften um drei Prozent auf 12,2 Milliarden Euro gestiegen sein. Zumindest im Schaden- und Unfall-Rückversicherungsgeschäft sollte davon auch ein größerer Teil als Gewinn übrig geblieben sein. Die Experten rechnen damit, dass sich die kombinierte Schaden-Kosten-Quote von 93,9 auf 93,4 Prozent verbessert hat.

DAMIT RECHNET DAS UNTERNEHMEN:

Nach dem Gewinneinbruch von 2017 infolge der Katastrophenschäden peilt der Vorstand für das laufende Jahr wieder einen Überschuss von 2,1 bis 2,5 Milliarden Euro an. Finanzchef Schneider hat inzwischen das obere Ende der Spanne ins Visier genommen. Bis 2020 soll das Ergebnis wieder auf 2,8 Milliarden Euro steigen.

Im abgelaufenen Jahr hatte Munich Re unter dem Strich nur 375 Millionen Euro verdient. Allein die Wirbelstürme "Harvey", "Irma" und Maria, die binnen weniger Wochen in den USA und der Karibik wüteten, kosteten den Rückversicherer rund 2,7 Milliarden Euro.

SO LIEF DIE AKTIE ZULETZT:

Die Aktien von Munich Re haben seit Jahresbeginn eine Berg- und Talfahrt hingelegt. Der Kurs schwankte zwischen 176 und fast 200 Euro. Zuletzt lag der Kurs wieder vier Prozent höher als zum Jahreswechsel. Damit haben sich die Papiere immer noch besser entwickelt als der Schnitt der börsennotierten Versicherer in Europa. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Insurance liegt in diesem Jahr bisher mit rund zwei Prozent im Minus./stw/men/he