€uro am Sonntag: VW-Chef Herbert Diess streitet mit dem Betriebsrat über den Abbau Tausender Stellen. Inzwischen ist auch das Land Niedersachsen als VW-Großaktionär auf Distanz zu Diess. Wie gefährlich ist der Streit für den Konzern?

Frank Schwope: Bei VW tobt derzeit ein Machtkampf, bei dem Diess und die neue Betriebsratschefin Daniela Cavallo die Grenzen austesten. Ich denke aber, dass dieser Streit zur üblichen "Folklore" in Wolfsburg gehört. Eine wirkliche Gefahr stellt er meines Erachtens nicht dar.

Kann sich der Konzern diese "Folklore" leisten, wenn er gleichzeitig mit Materialengpässen kämpft, mitten in der Elektrotransformation ist und wichtige Zukunftsentscheidungen anstehen?

Dass der Konzern umgebaut werden muss, dürfte allen klar sein, und dass man für den Bau von Elektroautos deutlich weniger Personal als für Verbrenner braucht, auch. Auch die Konkurrenz entwickelt sich weiter. Insofern wird man bei VW um einen sukzessiven Personalabbau kaum herumkommen. Geht man den Abbau in ertragreichen Zeiten wie jetzt an, kann alles sehr sozialverträglich ablaufen. Die Sorge wegen Kahlschlag ist unbegründet.

Die VW-Eignerfamilien Porsche und Piëch müssen Diess schon öffentlich unterstützen - kann er überhaupt noch führen?

Natürlich kann er den Konzern angemessen führen, er hat den Streit ja auch selbst provoziert. Man hat ja fast schon darauf gewartet, dass er mit einer Autogramm- karte von Tesla-Chef Elon Musk zurück nach Wolfsburg kommt.

Und wenn Diess sein Spiel doch überreizt - wer könnte ihm nachfolgen?

Noch mal: Ein Führungswechsel ergibt derzeit keinen Sinn. Aber im Fall der Fälle gäbe es qualifizierte Kandidaten für die Nachfolge. Das sind Chefs von Porsche, Audi und der Automarke VW. ehr