Seit 1. August ist von der Bundesregierung angeordnet, dass Bankberater, Vermögensverwalter und andere Kundenbetreuer dazu verpflichtet sind, ihre Klienten auf das Thema nachhaltiges Investieren anzusprechen und dies auch aufwendig zu dokumentieren. Aber ist eine Anlage nach ESG-Kriterien für die meisten Leute wirklich wichtig?

In einer repräsentativen Umfrage von YouGov gaben 2139 Frauen und Männer ihre Meinung zum Thema ESG-konformes Investieren ab. Die Ergebnisse sprechen für sich:

Nur 18 Prozent sehen einen wirklichen Impact


Auf die Frage hin, welches wichtige Kriterien für eine nachhaltige Zukunft sei, antworteten gerade einmal 18 Prozent der Befragten mit einer nachhaltigen Geldanlage. Außerdem sollten Anleger sich gewahr sein, dass der eigentliche Sinn von ESG, also Firmen Geld zufließen lassen, welche etwa nachhaltige Technologien entwickeln, schon lange nicht mehr gewährleistet ist.

Durch die Bewertungskriterien wie Umgang mit Mitarbeitern oder Firmenpolitik flogen bereits eigentlich wirklich umweltfreundliche Unternehmen aus nachhaltigen Indizes, teilweise sogar der E-Autobauer Tesla.

Zu kompliziert


Vielen Menschen bleibt auch immer noch unklar, was nun ESG bedeuten soll, da es hier keine einheitlichen Vorgaben gibt. So finden sich in manchen ESG-Indizes Atom- und Gaskraftwerke, während es in anderem Zulieferer für Branchen wie die Waffen- oder Rüstungsindustrie sind.

Der Versuch einer einheitlichen EU-Taxonomie mit festen und strengen Regeln kann ebenfalls als gescheitert angesehen werden, da Mitgliedsstaaten wie Frankreich beispielsweise die für sie wichtige Atomenergie inzwischen für ESG-konform erklären ließen.

Das allgemeine Problem mit ESG


Doch neben den ganzen Definitionsschwierigkeiten sollten sich Anleger über die Risiken einer ESG Anlage bewusst sein. Bei sehr strengen ESG-Fonds werden nicht nur Konzerne, sondern ganze Branchen herausgefiltert, welche dann fehlen, um eine wirklich ausgewogene und nachhaltige Geldanlage zu gewährleisten. Oftmals ist der Amerika-Anteil dieser ETFs noch höher, genauso wie ihr Tech-Anteil. Dies ist oftmals ein Klumpenrisiko und lässt einen großen Teil der Wirtschaft aus.

Zur Ehrenrettung von ESG muss allerdings erwähnt werden, dass sich die meisten Fonds in diesem Jahr sehr gut, durch den hohen Anteil an erneuerbaren Energien bedingt, geschlagen haben. Auch in der Umfrage gaben 42 Prozent jener Befragten, welche sich intensiv mit Geldanlage beschäftigt hatten, an, die nachhaltige Geldanlage für ihr eigenes Portfolio gewählt zu haben. Das ESG-Investieren ist damit sicherlich nicht tot, doch bedarf es hier schnell einiger Änderungen, wenn es nicht in ein paar Jahren in Vergessenheit geraten soll.