Stoltenberg erklärte nach der Bekanntgabe, er werde seiner Position als Nato-Chef bis zum Ablauf seiner Amtszeit Ende September die volle Aufmerksamkeit widmen. Der Wirtschaftswissenschaftler und frühere norwegische Ministerpräsident hatte seine Kandidatur um den Zentralbankposten im Dezember angekündigt.

Die Staats- und Regierungschefs der Nato dürften sich spätestens bei ihrem Treffen im Juni mit der Frage befassen, wer den Führungsposten der nordatlantischen Verteidigungsallianz übernimmt. Die norwegische Zentralbank erklärte, sie rechne damit, dass ihr neuer Gouverneur die Arbeit um den 1. Dezember herum aufnehme. Bis dann soll die Vizechefin der Zentralbank, Ida Wolden Bache, die Notenbank kommissarisch leiten. Der Chefposten, um den sich Wolden Bache ebenfalls beworben hatte, ist ab 1. März vakant. Amtsinhaber Oeystein Olsen geht in den Ruhestand.

Als Chef der Norges Bank wird Stoltenberg nicht nur für Zinsentscheidungen und finanzielle Stabilität verantwortlich sein, sondern auch den weltgrößten Staatsfonds beaufsichtigen. Der Pensionsfonds, der sich aus Erdöleinnahmen des Landes speist, hat weltweit ein Vermögen von umgerechnet 1,4 Billionen Dollar investiert.

Wegen seiner früheren Rollen als Ministerpräsident, Finanz- und Wirtschaftsminister und Chef der noch immer regierenden sozialdemokratischen Arbeiterpartei ist die Ernennung Stoltenbergs in dem Land umstritten. Gegner sprechen von Interessenkonflikten und fürchten um die Unabhängigkeit der Notenbank. Stoltenberg erklärte, er werde trotz seiner Parteimitgliedschaft politisch neutral bleiben und auch zu unpopulären Entscheidungen bereit sein.

Die Nato und Russland werfen sich gegenseitig eine Eskalation der Ukraine-Krise vor. Während Russland auf eigenem Gebiet Truppen an der Grenze zur Ukraine zusammenzieht und ein Großmanöver mit seinem Nachbarn Belarus plant, haben die USA eine Stationierung weiterer US-Truppen bei osteuropäischen Nato-Mitgliedern angekündigt. Den Vorwurf des Westens, eine Invasion vorzubereiten, weist die Regierung in Moskau zurück. Die Nato hingegen lehnt von Russland geforderte Sicherheitsgarantien wie einen Truppenrückzug und eine Absage an eine Aufnahme der Ukraine ab.

rtr