"Die Branche hat damit zu kämpfen, ihre Kapitalkosten zu verdienen", sagte der leitende S&P-Rückversicherungsanalyst Johannes Bender am Mittwoch in Frankfurt. Der Ausblick für die Rückversicherer bleibe deshalb negativ. Für 2021 und 2022 geht S&P Global von einer Schaden-Kosten-Quote knapp an der Gewinnschwelle (2020: 104,6 Prozent) aus. Kapitalerträge reichten nicht, um das wettzumachen. Die Eigenkapitalrendite werde branchenweit in diesem Jahr nur bei drei bis sechs (2,6) Prozent, 2022 bei fünf bis acht Prozent liegen.

Die schweren Sommerstürme und die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands dürften zwar in Europa - das lange nicht von großen Naturkatastrophen heimgesucht worden war - im kommenden Jahr zu deutlichen Preiserhöhungen führen, sagte Bender. Doch drückten die Schäden von mehr als zehn Milliarden Dollar auf die Rendite. Die Budgets der 21 größten Rückversicherer für Naturkatastrophen würden voraussichtlich gesprengt. Angesichts des Klimawandels geht S&P Global davon aus, dass sich Naturkatastrophen häufen.

Dazu kommen die wachsenden Schäden nach den Corona-Wellen in Ländern wie Südafrika oder Indien. Die Versicherer hätten mit 21,6 Milliarden Dollar fast die Hälfte der Pandemie-Schäden von bisher 44,6 Milliarden Dollar auf die Rückversicherer abgewälzt. "Und das wird im dritten und vierten Quartal so weitergehen", sagte Bender. In diesem Jahr sei zwar die Schaden- und Unfall-Sparte mit Veranstaltungsausfällen und Betriebsunterbrechungen kaum noch betroffen, dafür aber angesichts einer steigenden Sterblichkeit verstärkt die Lebens-Rückversicherung.

Auch der Hoffnungsträger Cyber-Versicherung wird für die Rückversicherer eher zur Belastung. Die Schäden schnellten nach oben, die Versicherer reichten 35 bis 45 Prozent davon an die Rückversicherer weiter. S&P geht deshalb davon aus, dass die Preise bis 2023 deutlich steigen, in einigen Segmenten sei sogar eine Verdopplung möglich.

rtr