An den Börsen gibt es für Anleger viele Risiken und Chancen. Zwei schon immer dagewesene Gefahren werden bei der Geldanlage aber häufig unterschätzt.

In einer Trendumfrage des Bundesverband für strukturierte Wertpapiere (BSW) sahen im letzten Oktober über 40 Prozent der befragten Anleger in der Inflation und dem damit verbundenen Zinsniveau die größte Gefahr für die Aktienmärkte. Und auch fast ein halbes Jahr später sahen ein Großteil der Anleger (35,5 Prozent) in einer weiteren Umfrage des Verbandes die Entwicklung der Inflation und der Zinsen als den derzeit bestimmenden Faktor an den Aktienmärkten. 

Diese Entwicklungen sind aber nicht die einzigen Risiken für Anleger. Zwei Gefahren, die schon seit jeher bei der Geldanlage eine Rolle spielen, rücken dabei etwas in den Hintergrund. Obwohl man in Zeiten von DAX-Rekorden, Cannabis-Aktien und einem Börsengang von Reddit durchaus die Frage stellen kann, ob diese Faktoren nicht wirklich viel relevanter für das eigene Anlageverhalten sind.

Ist unser Kopf das größte Risiko bei der Geldanlage?

Der Herdentrieb als sozialpsychologisches Phänomen ist im englischsprachigen Raum auch als „Bandwagon Effect“ bekannt und auch vielen Börsianern ein Begriff. Dennoch ist es verwunderlich, dass in Zeiten eines nie dagewesenen KI-Hypes diese für Anleger durchaus reale Gefahr nicht besonders prominenter thematisiert wird. Der Herdentrieb, bei dem sich Gruppenmitglieder oft ohne kritische Reflexion oder Analyse in ihren Entscheidungen und Handlungen gegenseitig bestärken, kann nämlich maßgeblich dafür sorgen, dass sich bei einzelnen Aktien oder ganzen Branchen Blasen bilden. 

Jüngste Beispiele dafür sind bis zu einem gewissen Maße der Hype um KI- und Cannabis-Aktien oder der Börsengang von Reddit. Nicht umsonst gilt der Mitläufereffekt als Urheber sogenannter Meme-Aktien wie GameStop, die durch soziale Medien plötzlich enorm an Popularität gewinnen. Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass hinter Cannabis-Unternehmen oder Reddit in der Zukunft extrem erfolgreiche Geschäftsmodelle stecken, derzeit speisen sich in vielen Fällen die Kursgewinne aber aus teils extremen Erwartungen und Mundpropaganda. 

Nicht immer schauen sich Anleger dann Unternehmen oder Branchen genau an, sondern haben nur im Blick, was andere Anleger gerade wie verrückt kaufen. Es wird schon was dran sein. Als der DAX Ende letzter Woche nach zahlreichen Rekorden plötzlich die Puste ausging, atmeten viele Experten auf, da eine Korrektur in dem Fall sogar gesund für eine solide weitere Entwicklung des Index ist. Anleger sollten Hypes also sehr genau prüfen und nicht selbst ein Teil davon werden. 

Nicht nur einem Experten trauen

Eine weitere Falle, in die viele Anleger tappen, ist der sogenannte Authority-Bias – also die menschliche Tendenz, den Einschätzungen von einzelnen Experten blind zu vertrauen. Wir bei BÖRSE ONLINE versuchen Ihnen mit all unseren Möglichkeiten bei der Suche nach interessanten Aktien zu helfen, wir sind aber auch eine große Redaktion mit unterschiedlichen Meinungen und Einschätzungen. 

Es kann sich daher für Sie lohnen, nicht nach einem Artikel schon ihr Depot mit der darin erwähnten Aktie aufzustocken, sondern sich über mehrere Quellen über den Titel zu informieren. Auch an der Wall Street befinden sich bestimmte Analysten in einer Bubble, die für Anleger zur Gefahr werden kann, wenn sie sich nur in einem eingeschränkten Kreis an Experten bewegen. 

Im Einzelfall kann das zu einem folgenschweren Fehlinvestment führen. Treffen viele Anleger solche Kurzschlussentscheidungen, kann das bei einer Aktie zu einer krassen Überwertung führen. Für die langfristige Geldanlage ist Diversifikation ein wichtiger Punkt, das sollte auch für die Informationsbeschaffung von Anlegern gelten. Glauben Sie nicht? Dann prüfen Sie es gegen!

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