An den Börsen ist es fast wie im Filmgeschäft: Nur die Großen stehen fortlaufend im Rampenlicht. Jedermann verfolgt das Geschehen um die Stars, für die Darsteller aus der zweiten und dritten Reihe bleibt kaum Aufmerksamkeit.

An den Börsen sind die internationalen Konzerne mit hoher Marktkapitalisierung die Stars, die unter starker Beobachtung stehen. Die mittelgroßen und kleinen Unternehmen, die Mid und Small Caps, finden hingegen weit weniger Beachtung. Das zeigt schon allein die Zahl der Analysten, die die Entwicklung eines Unternehmens genau verfolgen: Mit einem Standardwert befassen sich im Durchschnitt knapp doppelt so viele Analysten wie mit einem Mid Cap und viermal so viele wie mit einem Small Cap.

Manager von Nebenwertefonds freut dieses Ungleichgewicht. Sie haben sich darauf spezialisiert, Aktien kleiner und mittelgroßer Unternehmen zu kaufen. Weil die Nebenwerte weniger stark beobachtet werden, lassen sich leichter versteckte Perlen finden. Bei diesen Unternehmen sehen die Fondsmanager Chancen, die das Gros der Anleger noch nicht entdeckt hat. Erkennt auch der breite Markt diese Gelegenheiten, schießt der Kurs in die Höhe.

Wir haben rund 200 Nebenwertefonds unter die Lupe genommen und die aussichtsreichsten Produkte für verschiedene Anlageregionen ermittelt. Alle ausgewählten Fonds sind mit €uro Fonds- Note 1 oder 2 bewertet, was ihnen eine überdurchschnittliche Leistung in den vergangenen vier Jahren bescheinigt. Aber auch die kurzfristige Entwicklung und, sofern vorhanden, die Zehnjahresperformance wurden beim Auswahlprozess berücksichtigt. Wichtig war der Redaktion vor allem, dass die Fonds auf lange Sicht überzeugen.

Nebenwerte sind nichts für zart besaitete Anleger. Ihre Kurse schwanken im Regelfall stärker als die von Bluechips. Trotzdem überzeugen sie längerfristig über alle Maßen. Mit ihnen lassen sich deutlich höhere Gewinne erzielen als mit Standardwerten. Das zeigt beispielhaft der Blick auf die deutschen Indizes. Während der DAX in den vergangenen fünf Jahren um 105 Prozent zulegte, waren es bei den Nebenwerteindizes MDAX und SDAX 195 und 157 Prozent.

Wer einen Fonds sucht, der sich auf ebenjene deutschen Small und Mid Caps konzentriert, hat die Auswahl aus 27 Produkten. Regelmäßig zu den Besten seiner Gattung zählt der FPM Stockpicker Germany Small/ Mid Cap. Der Anbieter, die Frankfurt Performance Management, konzentriert sich fast ausschließlich auf deutsche Aktien und ist sehr gut in der hiesigen Unternehmenslandschaft vernetzt. Seit einem Dreivierteljahr lenkt der ehemalige DWS-Manager Raik Hoffmann den relativ offensiven Fonds, FPM-Gründer Martin Wirth agiert als Co-Manager. Wie der Firmenname vermuten lässt, werden aussichtsreiche Aktien einzig anhand ihrer Fundamentaldaten ausgewählt (Stock-Picking). Makroökonomische Überlegungen spielen keine Rolle.

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Große Auswahl in Europa

Deutlich größer ist das Angebot an Fonds, die in ganz Europa nach vielversprechenden Small und Mid Caps suchen. Etwas mehr als 100 Produkte sind für deutsche Anleger verfügbar. Zu den besten zählt der F & C European Small Cap. Das Portfolio wird verwaltet von Sam Cosh. Der Manager sucht nach Qualitätsunternehmen: Firmen mit gesunden Bilanzen, anhaltend hohen Kapitalerträgen, solidem Cashflow und einem überzeugenden Management. Doch nur wenn auch der Preis dieser Aktien stimmt, kommen sie ins Portfolio: Cosh strebt einen Sicherheitsabstand von 30 Prozent zwischen dem aktuellen Börsenkurs und dem von ihm errechneten fairen Wert des Unternehmens an.

Auch jenseits des Atlantiks fahnden Fonds nach den unentdeckten Perlen. Insgesamt 42 Produkte, die hierzulande vertrieben werden, konzentrieren sich auf US-Nebenwerte. Regelmäßig erzielt hier der Janus US Venture Fund hervorragen- de Ergebnisse. Auch 2013 gehörte er wieder zu den Spitzenfonds für amerikanische Small und Mid Caps.

In diesem Jahr läuft es jedoch noch nicht ganz rund für die beiden Fondsmanager Maneesh Modi und Jonathan Coleman. Der Dämpfer, den Technologieaktien im Frühjahr verkraften mussten, belastete die Wertentwicklung des Fonds, weil dieser traditionell sehr technologielastig ist. Inzwischen steht auf dem Kurszettel für 2014 aber wieder ein kleines Plus.

Sorgen um die hohen Bewertungen von US-Nebenwerten hält Fondsmanager Modi für unangebracht. "Sicherlich existieren Bereiche, in denen die Bewertungen aufgebläht sind", sagt er. "Trotzdem gibt es noch immer viele attraktive Gelegenheiten in unserem Anlageuniversum." Dazu zählen beispielsweise die Software-Anbieter SS & C und Blackbaud, die Modi hoch gewichtet hat. "Beide sind in einer Nische tätig, und wir schätzen die Vorhersehbarkeit und die Stabilität ihres langfristigen Wachstums", sagt er.

Wer mit einem Nebenwertefonds gleich die ganze Welt abdecken will, greift am besten zum Franklin Global Small Mid Cap Growth Fund. Ed Lugo lenkt schon seit vielen Jahren die Geschicke dieses Produkts. Er setzt auf Unternehmen mit einem beträchtlichen Ertragsteigerungspotenzial, hohen Markteintrittsbarrieren, soliden Bilanzen und gutem Management. Neben der hervorragenden Langfristperformance fällt vor allem die niedrige Volatilität des Fonds ins Auge: Keines der 18 Konkurrenzprodukte schwankte in den vergangenen fünf Jahren weniger als der Franklin-Fonds.

Traurig über das geringere Interesse der Öffentlichkeit an kleinen Unternehmen sind die Manager der genannten Fonds sicher nicht. Sie wissen: Es kommt nicht auf die Aufmerksamkeit, sondern auf die Leistung an. Und an der Rendite gemessen, sind die Nebenwerte die eigentlichen Stars an der Börse.

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