Die Inflation in den USA ist hartnäckig. Die Notenbank will die Zinszügel deshalb weiter anziehen. Den Märkten droht Ungemach

Die US-Notenbank hält an ihrem restriktiven Kurs fest. Seit März 2022 hat sie den Leitzins bereits um 4,5 Prozentpunkte erhöht. Zur Enttäuschung der Anleger reicht dies aber bei Weitem nicht, die Inflation von derzeit 6,4 auf zwei Prozent zu drücken.  Die Teuerung erweist sich hartnäckiger als zunächst gedacht, auch wegen des robusten Jobmarkts. So fällt die Arbeitslosenrate mit 3,4 Prozent so gering aus wie seit 54 Jahren nicht mehr. Zudem ziehen die Löhne an. Die Konsumenten sind daher guter Stimmung, die Preise geben kaum nach.

Wie hoch steigt der US-Leitzins?

Am Dienstag bekräftigte Jerome Powell vor dem Bankenausschuss des Senats, seine Bereitschaft, das Tempo der Zinserhöhungen zu erhöhen. Der Fed-Chef deutete auch ein über den Erwartungen der Anleger liegendes endgültige Zinsniveau an. Wann dieses erreicht sein wird und wie lange es dann beibehalten wird, ließ Powell offen.

Klar aber scheint zu sein: Es wird im laufenden Jahr - wie noch vor kurzem prognostiziert - keine Senkungen geben. Im Gegenteil, selbst ein Anstieg des Leitzins auf sechs Prozent ist nicht mehr auszuschließen. Und: Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die Zinserhöhungen die US-Wirtschaft deutlich bremsen.

Rezessionsgefahr

Wie stark die Rezessionsängste mittlerweile sind, zeigt sich an der steilen Inversion der US-Zinsstruktur. Normalerweise fordern Gläubiger desto höhere Zinsen vom Schuldner ein, je länger sie ihm Mittel zur Verfügung stellen und sie auf eine alternative Verwendung ihres Kapitals verzichten. Doch aktuell liegt die Rendite der zweijährigen Staatsanleihe mit fünf Prozent einen Prozentpunkt über der Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe. Eine derart hohe Differenz gab es zuletzt im Jahr 1981. Eine Umkehr der Zinskurve bedeutet, dass sich die langfristigen Wirtschaftsprognosen gegenüber den kurzfristigen verschlechtern – jedenfalls ging eine inverse Zinskurve den vergangenen acht US-Rezessionen voraus.

Das falsche Signal

Das hat auch Folgen für die Märkte:  Nach Powell’s Statement seien die Risiken für einen Crash am US-Aktienmarkt deutlich gestiegen, warnt Mohamed El-Erian. Der Allianz-Chefberater kritisiert zudem die Kommunikation Powells mit den Anlegern. Die jüngste Zinserhöhung um nur 25 Prozent sei das falsche Signal gewesen. Die Notenbank unterminiere so aber ihre Glaubwürdigkeit und sorge für hohe Schwankungen an den Märkten, die in ihrer Konsequenz der Wirtschaft zusätzlichen Schaden bereiten werden. Auch Morgan Stanley warnt vor kräftigen Korrekturen. In Erwartung eines baldigen Endes der Zinserhöhungen hätten die Anleger sich zu stark engagiert, US-Aktien seien daher überbewertet.

30-Prozent-Rückschlag in 60 Tagen

Ebenso warnt Larry McDonald, Herausgeber des The Bear Trap Report, Anleger zur Vorsicht. In den kommenden 60 Tagen könne der US-Markt um 30 Prozent einbrechen. Seiner Prognose nach werde vor allem der Konsum von US-Haushalten mit mittleren Einkommen zusammenbrechen. Ein Zinsanstieg von einem Prozent sorge dafür, das diese 50 Milliarden Dollar weniger zur Verfügung hätten