"Eine Menge hat sich in den vergangenen 16 Jahren geändert," sagte sie. Eine Frage, die alle Zentralbanken beschäftige, sei, wie sich das mittelfristige Ziel der Geldpolitik am besten definieren lasse. Dabei hat die EZB-Chefin auch die Inflationserwartungen an Finanzmärkten im Blick, die nicht aus dem Ruder laufen sollen.

Die EZB strebt mittelfristig knapp unter zwei Prozent Inflation als Idealwert für die Wirtschaft an, verfehlt dieses Ziel aber bereits seit Frühjahr 2013. Im November lag die Teuerung lediglich bei 1,0 Prozent. "Das Wachstum im Euro-Raum bleibt schwach", sagte Lagarde. Die Geldpolitik könne aber selbst dann wirksam antworten, wenn das Wachstum durch externe Faktoren gedämpft werde. Sie könne dies tun, indem sie günstige Finanzierungsbedingungen für alle Bereiche der Wirtschaft sicherstelle.

Die Französin leitet die Euro-Notenbank seit November. Sie löste den Italiener Mario Draghi ab, dessen Amtszeit nach acht Jahren im Oktober endete. Lagarde, die erste Frau an der Spitze der Notenbank, erbte einen geldpolitisch gespaltenen Rat. Das große Maßnahmenpaket zur Stützung der schwächelnden Konjunktur, das die EZB im September beschlossen hatte, blieb in Teilen intern umstritten. Dies betraf vor allem den Neustart der billionenschweren Anleihenkäufe.

Die ehemalige französische Finanzministerin hat erste Schritte unternommen, um die Wogen im EZB-Rat wieder zu glätten. So lud sie die Währungshüter Mitte November zu einem informellen Treffen außerhalb der EZB ein, um sich über die künftige Arbeit des EZB-Rats auszutauschen. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos nannte in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Zeitung "El Mundo" die Schaffung von Konsens unter den Währungshütern als eine der Top-Prioritäten der neuen EZB-Präsidentin.

rtr