Die Finanzaufsicht Bafin will bei Missständen härter und schneller durchgreifen. "Wir wollen mutig sein und, wo nötig, Risiken eingehen", sagte Mark Branson, seit August Bafin-Chef, bei seiner ersten Pressekonferenz. "Wenn man immer wartet, bis man auch noch die letzten Informationen über eine Angelegenheit hat, ist man tendenziell zu spät. Nichts zu tun, ist bei einer Finanzaufsicht eine der größten Gefahren."

Bisher hatte die Bafin meist erst eingegriffen, wenn sie sicher war, dass ihre Entscheidungen wasserdicht sind. Branson will eine neue Kultur schaffen. "Für das Verhalten der Bafin wird oft das Wort ‚bürokratisch‘ mit einem negativen Unterton verwendet. In diesem Sinne wollen wir nicht bürokratisch sein. Die Bafin sollte verlässlich, transparent, offen, klar und schnell arbeiten."

Branson leitete bislang die schweizerische Finanzaufsicht Finma und hatte die Nachfolge von Felix Hufeld angetreten, der nach dem Wirecard-Skandal vorzeitig gegangen war. Im Fall von Wirecard war weder der Bafin noch den Wirtschaftsprüfern der mutmaßlich über Jahre laufende Milliardenbetrug des inzwischen insolventen Zahlungsdienstleisters aufgefallen.

Branson sagte, die Bafin sei bereits moderner geworden, und dieser Prozess schreite weiter voran. "Die Umsetzungsgeschwindigkeit und die Breite der Reform beeindrucken mich." Es brauche jedoch Zeit, bis die Behörde auf dem angestrebten Niveau ankomme. Die Aufsicht mit Sitz in Bonn und Frankfurt, die Kritiker gern als "Papiertiger" bezeichnen, soll durch mehr Kompetenzen und Durchgriffsrechte schlagkräftiger werden. Dafür wurden rund 150 neue Stellen geschaffen. Einige der Vorhaben sind bereits umgesetzt. So ging die sogenannte Fokus-Aufsicht - die Kontrolle von Finanzdienstleistern mit komplexen oder innovativen Geschäftsmodellen aus einer Hand - Mitte August an den Start. Ebenso die sogenannte Taskforce - eine Art schnelle Eingreiftruppe, die in dringenden Fällen sofort einsatzfähig sein soll.

Luft nach oben scheint es weiterhin bei einem weiteren Kritikpunkt zu geben, der großen Abhängigkeit der Bafin vom Bundesfinanzministerium als Aufsichtsbehörde: Branson hielt die Pressekonferenz nicht allein ab, sondern gemeinsam mit Finanzstaatssektetär Jörg Kukies, der sich zum Thema Unabhängigkeit nicht öffentlich äußern wollte. Immerhin ließ Kukies erkennen, dass die Phase der Reformanstöße nun vorbei sei. "Wir übergeben nach und nach die einzelnen Elemente an die Bafin und werden uns im Dezember, wenn das Projekt abgeschlossen ist, hieraus weitgehend zurückziehen."