"Nach unserer Erfahrung mit Covid-bedingten Fabrikschließungen wird es dauern, bis sie wieder geöffnet sind und die Produktion hochfahren können." In dem asiatischen Land lässt Nike fast die Hälfte seiner Schuhe fertigen; große Teile des Landes sind mindestens bis Ende September im Lockdown. Zehn Wochen Produktion seien bereits verloren, und bis die Werke wieder mit voller Kapazität arbeiteten, werde es Monate dauern. Der Ausfall trifft den Adidas-Rivalen ausgerechnet vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft.

Friend korrigierte die Umsatzerwartungen für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 (per Ende Mai) deshalb nach unten: Statt eines niedrigen zweistelligen Wachstums geht Nike nun von einem mittleren einstelligen Zuwachs aus. Im laufenden Quartal, das von September bis November reicht, könne der Umsatz wegen der Produktionsausfälle im schlimmsten Fall sogar stagnieren. Das ließ die Nike-Aktie nachbörslich um drei Prozent zurückfallen. Seit dem Rekordhoch im August hat sie neun Prozent verloren. Auch Adidas- und Puma-Aktien gaben am Freitag nach - um 3,6 und 2,2 Prozent. Fast alle Sportartikelhersteller lassen Schuhe und Bekleidung in Niedriglohn-Ländern in Ostasien wie Vietnam und Kambodscha fertigen.

Die Corona-Folgen zeigten sich bei Nike bereits im ersten Quartal: Der Umsatz stieg währungsbereinigt zwar um zwölf Prozent auf 12,25 Milliarden Dollar, doch Analysten hatten im Schnitt mit 12,46 Milliarden gerechnet. Steigende Frachtkosten dämpften den Anstieg der Bruttomarge, die mit 46,5 Prozent um 1,7 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau lag. Die wackligen Lieferketten in der Corona-Pandemie und die Aufholeffekte in den vergangenen Monaten haben dazu geführt, dass Schiffsfracht aus Asien deutlich teurer geworden ist. Die Umschlagzeiten seien in Nordamerika fast doppelt so lang wie vor der Pandemie, sagte Friend.

Dabei strömen die Kunden zurück in die lange geschlossenen Läden. Nike sprach von einer "Normalisierung" des stationären Handels, in dem der Umsatz über dem Niveau von vor zwei Jahren, also vor der Pandemie, gelegen habe. Das Direktgeschäft, in dem Nike den Verkauf über die eigenen Läden und die Web-Auftritte zusammenfasst, habe sich mit einem Zuwachs von währungsbereinigt einem Viertel stark entwickelt. Über diese Kanäle - Nike Direct genannt - erwirtschaftete der amerikanische Sportartikelriese 38 Prozent seines Umsatzes. Der Nettogewinn stieg im ersten Quartal um 23 Prozent auf 1,87 Milliarden Dollar. Der Gewinn je Aktie übertraf mit 1,16 Dollar die von den Analysten prognostizierten 1,11 Dollar.

rtr