Ist es Zeit für eine Portfolio-Anpassung? Adam Parker von Trivariate Research ist der Meinung und hält defensivere Aktien für die Favoriten der nächsten Marktphase.

An den US-Börsen herrscht wieder Optimismus. Die Turbulenzen nach dem Zollschock im April scheinen abgehakt, die US-Leitindizes befinden sich in Schlagdistanz zu Allzeithochs. Einer, der dem allgemeinen Überschwang indes mit Vorsicht begegnet, ist dagegen Adam Parker. Der Gründer und CEO von Trivariate Research, zugleich regelmäßiger CNBC-Kommentator, rät Investoren zur taktischen Umschichtung in defensive Qualitätsaktien. Zwar gebe es derzeit keinen akuten Verkaufsgrund, doch die zweite Jahreshälfte könnte unangenehme Überraschungen bereithalten.

„Niemand hat mich heute in meinen Meetings auf die politischen Entwicklungen angesprochen“, erklärte Parker gestern im CNBC-Interview. Für Parker ist das ein Signal: Die Märkte setzen aktuell auf eine Fortsetzung der Rallye – oder zumindest auf das Ausbleiben schlechter Nachrichten. Verkaufsdruck? Fehlanzeige.

Antizyklisches Denken statt Euphorie

Trotzdem warnt Parker davor, sich zu sehr von der scheinbaren Ruhe täuschen zu lassen. In einer aktuellen Kurzstudie empfiehlt er eine vorsichtigere Positionierung – nicht aus kurzfristiger Panik, sondern aus Weitsicht: „Ich versuche, Dinge ein bis zwei Monate im Voraus zu antizipieren, nicht erst drei Tage später zu reagieren.“

Was also tun? Parkers Antwort lautet nicht „Flucht in den Bunker“, sondern gezielte Umschichtung: Qualitätstitel mit robustem Cashflow, Dividendenwachstum und klarer Marktstellung. Zu seinen Favoriten zählen Tech-Giganten wie Microsoft und Broadcom, aber auch Pharmawerte wie Eli Lilly und die Bezahldienstleister Mastercard und Visa. Gemeinsam sei diesen Aktien ein stabiles Umsatzwachstum (mindestens 7 Prozent Plus), solide Gewinnmargen (mindestens 10 Prozent Gewinnwachstum) und eine verlässliche Dividendenspolitik.

Defensiv heißt nicht langweilig – Qualität als Schutzschild

Parker stellt klar: Eine defensive Positionierung bedeute heute nicht mehr nur Basiskonsumgüter, Telekom oder Healthcare im alten Stil – sondern zunehmend wachstumsstarke Blue Chips mit stabiler Performance und geringerem Konjunkturrisiko.

Seine zentrale These: Selbst wenn die großen US-Indizes neue Höchststände ansteuern, wird der nächste Wachstumsschub nicht von alleine kommen. Die Gefahr enttäuschender Unternehmenszahlen im zweiten Halbjahr sei real – vor allem im mittleren Marktsegment. Während Mega-Caps strukturelle Vorteile ausspielen könnten, werde es für viele kleinere Firmen zunehmend schwierig, mit den gesamtwirtschaftlichen Belastungen Schritt zu halten.

Die Botschaft für Anleger ist klar: Mit der großen Rallye der vergangenen zwei Monate wächst das Rückschlagpotenzial. Wer jetzt die Balance aus Qualität, defensiver Widerstandskraft und solidem Momentum findet, ist besser für ein möglicherweise ebenfalls turbulentes zweites Börsenhalbjahr positioniert.

Infront S&P 500 (WKN: A0AET0)