Seit Juni 2014 hat sich ein Barrel Öl der Nordseesorte Brent um rund 70 Prozent verbilligt. Im Gegensatz zu anderen Förderstaaten wie Russland oder Saudi-Arabien weist Norwegen jedoch weiterhin einen positiven Staatshaushalt aus. Auch die Leistungsbilanz ist im Plus. Gleichwohl spürt Europas größter Ölexporteur den Preisverfall. Bislang gingen in der Ölindustrie 30 000 Jobs verloren, die Arbeitslosenrate stieg zuletzt auf über vier Prozent, der höchste Stand seit 2006. Und statt um 2,4 Prozent - wie noch vorigen Mai von der Regierung in Oslo prognostiziert - wird das Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr nur um 1,8 Prozent zulegen.

Zinsen auf Allzeittief



Einen weiteren Rückgang will Ministerpräsidentin Erna Solberg verhindern. Um die Wirtschaft anzukurbeln, setzt die Regierung auf Steuersenkungen und zapft zum ersten Mal den 750 Milliarden Euro schweren Staatsfonds an. Auch die Norges Bank nutzte bislang ihre Instrumente. In den vergangenen zehn Monaten senkte Notenbankchef Øystein Olsen gleich dreimal die Zinsen. Seit September notiert der Leitzins auf dem Allzeittief von 0,75 Prozent.

Rückläufige Öleinnahmen und die Zinssenkungen haben Norwegens Währung zugesetzt. Seit Sommer 2014 verlor die Krone, die lange Zeit zu den stabilsten Devisen weltweit zählte, gegenüber dem Euro rund 16 Prozent. Derzeit entspricht ein Euro 9,60 Kronen. Mittlerweile gibt es allerdings erste Anzeichen einer Stabilisierung.

Seit Jahresanfang legte die Krone gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung immerhin um ein Prozent zu. In den kommenden Monaten ist eine weitere Kräftigung möglich. Seit Anfang Februar verkauft die Notenbank am Devisenmarkt Dollar und erwirbt pro Tag 900 Millionen Kronen. Die Mittel dürften ebenfalls zur Stimulierung der Wirtschaft verwendet werden.

Sollte das Wachstum tatsächlich neuerlich anziehen und sich außerdem der Ölpreis wieder ein wenig erholen, wäre eine weitere Zinssenkung überflüssig. Die Landesbank Baden-Württemberg erwartet Ende 2016 einen Wechselkurs von 8,60 Kronen je Euro.