Die Spezialität von Kahr sind Telekommunikations-, Medien- und Technologiefirmen. Dabei sieht die Investorin bei den kleineren Werten Nachholpotenzial. Einer ihrer Favoriten ist die portugiesische Telekom- und Medienfirma NOS SGPS. "Nachdem die Aktien von 7,50 Euro auf 5,25 Euro gefallen waren, begannen wir uns dafür zu interessieren", sagt Kahr.

NOS ging 2013 aus dem Zusammenschluss des Kabelnetzbetreibers Zon Multimedia und des Mobilfunkunternehmens Optimus hervor. Durch die Fusion entstand der drittgrößte Anbieter auf dem portugiesischen Telekommunikationsmarkt. Anschließend konnte das Unternehmen die Kundenzahl um ein Fünftel steigern, der Marktanteil stieg auf 30 Prozent. Die Aktie hatte sich bis Ende 2015 mehr als verdoppelt. Doch als in Portugal die Fußball-TV-Übertragungsrechte ausgeschrieben wurden, bekam die Erfolgsgeschichte einen Dämpfer.

Teurer Streit um König Fußball



Traditionell hatten Portugals TV-Sender den Markt über die Lizenzfirma Sport TV geteilt. Dann scherte aber der Kabelnetzbetreiber Altice aus, ein Wettbieten begann. Am Ende erhielt NOS mehr Rechte, muss aber 40 Millionen Euro mehr für eine Saison zahlen. Weil die Investoren Zweifel hatten, ob das Unternehmen diesen Betrag wieder einnehmen könne, fiel der Aktienkurs. Kahr stieg ein. Ein halbes Jahr später ist das Problem gelöst: Die anderen Anbieter sind wieder im Geschäft, und NOS kann die Mehrkosten refinanzieren. Die Aktie hat sich trotzdem nicht erholt. Sie notiert immer noch deutlich unter den Spitzenwerten zum Jahresende.

Während Wettbewerber mit dem 8,5- bis Zehnfachen des Betriebsergebnisses gehandelt werden, beträgt der Multiplikator bei NOS einer Studie des Bankhauses Berenberg zufolge nicht einmal 6,5. Kahr denkt, dass dieser Abschlag aufgeholt werden kann, wenn ihre Prognosen eintreffen. "Wir glauben, dass NOS hohe Erträge an die Aktionäre auszahlen wird", sagt Kahr. NOS habe den Löwenanteil der Investitionen abgeschlossen. Der freie Cashflow sollte daher deutlich steigen.

"In den kommenden vier Jahren könnten rund 1,2 Milliarden Euro an die Aktionäre zurückgegeben werden", sagt die Investorin. Das entspricht mehr als 40 Prozent des aktuellen Börsenwertes. Es ist kaum vorstellbar, dass die Aktie dann nicht neue Bestmarken erreichen würde.