Kleine Meldung, große Wirkung: Vor Wochenfrist berichtete BÖRSE ONLINE, dass es für die beabsichtigte Siltronic-Übernahme durch den taiwanesischen Wettbewerber Global Wafers eng werden könnte. Im öffentlichen Angebot an die Aktionäre ist der 31. Januar als Datum genannt, bis zu dem der Deal in trockenen Tüchern sein muss, ansonsten droht er zu platzen. Inzwischen haben Kartellbehörden und Bundeswirtschaftsministerium klargestellt, dass sie die Frist keineswegs als verbindlich erachten und sich das Prüfungsverfahren bis in den März ziehen könnte. Eine Sondererlaubnis von Wirtschaftsminister Robert Habeck ist demnach - wie von uns vermutet - kaum zu erwarten.

Mittlerweile geht der Fall durch die Massenmedien. Der Siltronic-Kurs fiel daraufhin am Montag deutlich unter die 145 Euro, die Global Wafers einst geboten hatte. Auch die Aktie der ehemaligen Mutter Wacker Chemie wurde in Mitleidenschaft gezogen. Wacker Chemie hielt noch knapp 31 Prozent an Siltronic und hatte diesen Anteil den Taiwanesen komplett angedient. Rational erscheinen die Kursverluste nicht: Sollte es zu einer Rückabwicklung und später möglicherweise zu einem neuen Übernahmeangebot kommen, müsste dieses eigentlich höher ausfallen, denn die Halbleiterknappheit hat sich weiter verschärft. Siltronic produziert Silizium-Wafer, sozusagen die Grundplatten für Computerchips. Ohne Wafer keine Halbleiter, insofern sitzt das SDAX-Unternehmen auf einem Produkt, für das Knappheitspreise bezahlt werden. Die Bundesregierung scheint in der aktuellen Lage Störgefühle zu haben, diese Schlüsseltechnologie in ausländische Hände zu geben.

Die erste mit der neuen Stammredaktion produzierte BÖRSE ONLINE zeigte schon deutlich, wohin die Reise geht. 16 Seiten mehr Inhalt, mehr Tiefe, mehr Wissen und sogar ein Stück weit politische Relevanz waren in Nummer 02/2022 geboten. In diesem Heft haben wir noch einmal 16 Seiten draufgepackt, um Sie mit den Informationen zu versorgen, die Sie für die erfolgreiche Geldanlage benötigen. Naturgemäß hoffen wir als Vollblutbörsianer, mit unseren Nachrichten in Zukunft eher Kursanstiege als -einbrüche anzustoßen. Dass es im Fall Siltronic in die andere Richtung ging, lag nicht in unserer Absicht. Wenigstens haben wir vielleicht dem einen oder anderen Anleger ungewollt einen günstigen Einstiegskurs verschafft. Denn: Wie erwähnt, dürfte ein neuerliches Übernahmeangebot teurer werden als 145 Euro je Aktie.