2020 gab es so viele Depotneueröffnungen wie seit Jahren nicht. Endlich zeigen die Nullzinsen ihre Wirkung: Aus Sparern werden Anleger. Zahlreiche der neuen Anleger könnten indes schnell wieder die Lust verlieren; denn stellt das Bundesfinanzministerium nicht bald die rechtliche Definition von Optionsscheinen klar, dann werden sie in diesem Jahr Verluste aus Aktiengeschäften nicht mehr mit Gewinnen aus Absicherungsgeschäften mit Put-Optionsscheinen verrechnen können. Optionsscheine würden dann wie Termingeschäfte behandelt, für die es einen separaten Verlustverrechnungstopf gibt. Sie könnten ihre Funktion einer Aktienabsicherung dann nicht mehr erfüllen. Diese asymmetrische Besteuerung, die dazu führen kann, dass man Steuern zahlen muss, auch wenn der Wert des Gesamtdepots sich verringert hat, wird von zahlreichen Juristen als verfassungswidrig kritisiert. Mit der Herausnahme der Optionsscheine aus dem Begriff der "Termingeschäfte" im Entwurf eines Schreibens des Bundesfinanzministeriums vom Juni 2020 wurde eine klare Abgrenzung schon erzielt. Nichts spricht dafür, das nun wieder zu ändern und Anleger in ihren Absicherungsmöglichkeiten zu beeinträchtigen. Finanzminister Olaf Scholz sollte nicht vergessen: Anleger sind auch Wähler.
Dass Wähler nicht alles mitmachen, erfährt gerade der niederländische Premier Mark Rutte. Schon in der ersten Nacht der neuen Corona-Ausgangssperre kam es in zehn Städten zu Ausschreitungen, in deren Verlauf sogar ein Covid-Testzentrum abgefackelt wurde. Die Leute sind mit ihrer Geduld am Ende.
Joe Biden ist eine gute Woche in Amt und Würden. Die Finanzmärkte gaben dem neuen US-Präsidenten Vorschusslorbeeren; der S & P 500 erreichte gar ein neues Allzeithoch. Nun sieht es so aus, als ob ein schärferer Wind an der Wall Street wehen wird. Der frühere Finanzstaatssekretär Gary Gensler soll neuer Chef der SEC werden. Eine gute Wahl. Gensler arbeitete nach dem Studium fast zwei Jahrzehnte für Goldman Sachs und weiß, wie der Hase läuft.