von Frank-B.Werner

Zum Jahresende teilt der Präsident der Europäischen Zentralbank noch einmal richtig aus. "Es gab diese perverse Angst, dass sich die Dinge zum Schlechten entwickeln", mäkelte Mario Draghi in einem Interview mit dem "Spiegel" an den Deutschen herum. Nun, im Nachhinein hat der Italiener das Hilfsargument "Der Zweck heiligt die Mittel" auf seiner Seite. In der Tat haben sich die Kapitalmärkte beruhigt, die Inflation ist niedrig geblieben, die Refinanzierung der Schuldenstaaten wurde erleichtert. Doch es bleibt dabei: Draghi hat das nur mit einer Überdehnung des EZB-Mandats hinbekommen. Indem die Währungshüter unverantwortlich hohe Risiken in die Bücher nahmen, haben sie marode Banken und Staatshaushalte herausgepaukt. Um die Frage, wer die Rechnung am Ende bezahlt, drücken sich alle herum. Dass sich unsolide Staaten und ihre Gläubiger auf die EZB verlassen können, ist das falsche Signal.

Das Schicksal der Europäischen Union hängt - glücklicherweise - kaum von der Ratspräsidentschaft ab. Aber eine gewisse Symbolik kommt dieser alle sechs Monate wechselnden Führungsrolle dennoch zu. Im Jahr der Europawahl (25. Mai) teilen sich gleich zwei Problemkinder die Präsidentschaft: Erst wird Griechenland für die EU sprechen, ab 1. Juli dann Italien. Man darf gespannt sein, wie sie mit der Bewältigung der Schuldenkrise vorankommen. Beide könnten sich ein Beispiel an Lettland nehmen, das zum 1. Januar als 18. EU-Mitglied den Euro einführt. Das kleine baltische Land (0,3 Prozent der Wirtschaftsleistung der Eurozone) reagierte auf die Finanzkrise 2008 mit drastischen Einsparungen. So wurden die Gehälter im öffentlichen Dienst um rund 20 Prozent gekürzt. Heute ist Lettland kerngesund.

2013 war für die meisten Anleger ein exzellentes Jahr. Insbesondere Aktionäre in den großen Märkten wurden für ihren Mut belohnt. Japan, jahrzehntelang das Kellerkind der globalen Finanzmärkte, schaffte es mit 56 Prozent an die Spitze, aber auch in den USA und Deutschland wurde zweistellig verdient. Ich wünsche uns allen, dass auch 2014 von positiven Trends geprägt wird.