Es sind ungewöhnliche Tage, die wir derzeit erleben. Die radikalen Maß­nahmen zum Abbremsen der Verbreitung des Coronavirus hinterlassen tiefe Spuren. Nicht zu Unrecht sagt Wirtschaftsminister Peter Altmaier: "Diese Krise hat kein Vorbild. Deshalb gibt es auch kein Drehbuch, wie man zu reagieren hat." Immerhin hat sich die Große Koalition ein vorläufiges Skript zurechtgelegt und will gegenhalten: "In vielen Fällen ist es schon eine wich­tige Hilfe, wenn man die Liquidität überbrücken kann." Das Wort des Ministers in Gottes Ohr. Was man derzeit als angedachte Hilfs­maßnahmen so hört - Steuerstundungen, Kredite, Kreditbürgschaften -, wird häufig nicht reichen. Denn die Zwangsschließung von Gaststätten und Läden, die nicht der Grundversorgung dienen, sowie das Verbot von Ver­anstaltungen führt ja nicht zu einer Minderung von Gewinnen, die der Fiskus in der Zukunft besteuern würde, sondern bei ganz vielen kleinen und großen Unternehmen zu einem Komplettausfall von Umsätzen. Anderseits laufen die Verpflichtungen weiter. Da nutzt auch keine Kurzarbeit. Diese Situation gehört nicht zum normalen unternehmerischen Risiko. An­ders als bei der Lehman­Finanzkrise, in der es darum ging, den Banken­und Versicherungssektor mit Krediten zu stabilisieren, geht es diesmal um die Lahmlegung der Realwirtschaft. Niemand wird sich in dieser Situation, von der wir nicht wissen, wie lange sie andauert, auf die Stundung von Steuer­verpflichtungen oder die Aufnahme von Krediten einlassen, die doch irgend­wann einmal zurückgeführt werden müssen. Es wird sich auch niemand auf die Ankündigung der Justizministerin verlassen, die Pflicht zum Stellen eines Insolvenzantrags zu lockern. Die Gefahr, dass sich die geschäftliche Insolvenz irgendwann doch nicht vermeiden lassen wird, wirft dann ganz schnell das Risiko einer Privatinsolvenz auf. Nein, jetzt muss der Staat den betroffenen Firmen schnell und unbürokratisch die entfallenen Umsätze (bereinigt um die ersparten Kosten und den Gewinn) ersetzen. Whatever it takes - ansonsten fahren wir unsere Wirtschaft an die Wand.