Immerhin wird um die Konjunkturpakete, welche die Regierung nun auflegt, noch gestritten. Dabei ist in die Debatte ein falscher Zungenschlag gekommen. Die Hilfen sollen - aus Sicht bestimmter Interessengruppen - überkommene Strukturen nicht konservieren, sie sollen das Land in eine vermeintlich bessere Zukunft führen, und sie sollen - natürlich - auch gerecht sein. Dabei wird aus dem Blick verloren, dass es hier in erster Linie darum geht, die Wirtschaft schnell - und aus Sicht des Steuerzahlers - effizient wieder anzukurbeln. Alles andere gehört eigentlich bei anderer Gelegenheit verhandelt.

Bei der Frage der Gerechtigkeit tauchen gleich weitere Störgefühle auf. Denn man versucht derzeit, übermäßig auf unsere Tränendrüsen zu drücken. Ein Beispiel? Das Krankenhauspersonal sei in den vergangenen Monaten über alle Maßen gefordert gewesen, heißt es, habe jenseits aller Belastungsgrenzen gearbeitet, um des durch die erste Covid-19-Welle ausgelösten Ansturms Herr zu werden. Jetzt müssten endlich die Gehälter erhöht werden. Das ist aus zwei Gründen nicht adäquat: Erstens ist der Arbeitslohn eine Funktion von Angebot und Nachfrage und sollte nicht nach Gutsherrenart zugemessen werden. Und zweitens folgt diese Erzählung dem Muster der Verschwörungstheorien - ein bisschen Wahres wird mit ausgedachtem Plausiblem und Wünschenswertem zusammengerührt. Von Ausnahmen abgesehen, war es für das Personal in vielen Krankenhäusern eine äußerst ruhige Zeit. Denn man hatte den Normalbetrieb stark reduziert, und die frei gehaltenen Betten blieben leer.

In den USA hat es so etwas noch nie gegeben: Im April ist die Sparquote der privaten Haushalte auf über 30 Prozent gestiegen. Der bisherige Spitzenwert mit 17 Prozent stammt noch aus der Zeit der Ölkrise. Im Mai dürfte die Sparneigung wieder etwas zurückgegangen sein, aber die Leute halten nach wie vor das Geld zusammen. In Deutschland dürften sich die Verbraucher ähnlich verhalten. Ein zusätzlicher Bremsklotz für die Wirtschaftserholung.