Am vergangenen Freitag ist die Europäische Zentralbank (EZB) 20 Jahre alt
geworden. Eine große Feier gab es nicht, und es gab - traurig, traurig - auch
keinen Grund dafür. Denn wieder einmal wackelt die Währungsunion. Zwar
scheint das griechische Drama halbwegs ausgestanden, aber in den vergangenen
Wochen der Regierungsbildung in Italien kam es mehrfach zu heftigen
Turbulenzen an den Anleihe- und Devisenmärkten. Führende Politiker von
Lega und Fünf-Sterne-Bewegung hatten getönt, sie wollten die Rückzahlung
italienischer Verbindlichkeiten infrage stellen, vielleicht sogar den Euro verlassen.
Bislang ist es bei Gedankenspielereien geblieben, aber was von der
am Freitag vereidigten Regierung unter Giuseppe Conte zu erwarten ist, weiß
man nicht. Die derzeitige Entspannung an den Märkten scheint verfrüht.
Wer in den Pfingstferien, die in Baden-Württemberg und Bayern am vergangenen
Sonntag zu Ende gegangen sind, eine Flugreise unternommen hat, wird
sich vielleicht auch Gedanken gemacht haben, warum die Dienstleistungsqualität
immer weiter abnimmt. Selbstständig einchecken, Gepäcketiketten ausdrucken
und am Koffer befestigen - das haben doch früher Angestellte der
Fluggesellschaften gemacht? Der Tourismus ist nur ein Beispiel ür diesen
Trend; dass wir im Supermarkt mittlerweile die Produkte einscannen und uns
selbst abkassieren, ein anderes. Eigentlich sollte der technologische Fortschritt
doch den Alltag des Konsumenten erleichtern. Das Internet hat dies
umgedreht und erlaubt den Unternehmen, Arbeit auf die Verbraucher abzuwälzen.
Die Frage ist, warum wir uns das gefallen lassen.
Nun hat US-Präsident Donald Trump Schutzzölle auf Stahl und Aluminium
verhängt. Die Drohung, auch den Automobilimport mit höheren Abgaben zu
belegen, steht im Raum. Statt jetzt ein kleinliches Wie-du-mir-so-ich-dir zu
beginnen, sollte die EU Zölle auf US-Autos abbauen. Das bräche die Spirale,
bevor sie sich zu drehen beginnt, und wäre das richtige Signal ür Freihandel.