Der Gipfel zwischen dem (militärisch) mächtigsten Mann der Welt und dem "Little Rocketman" (wie US-Präsident Donald Trump noch vor einigen Monaten Nordkoreas Diktator Kim Jong-un nannte) ist vorüber. Die Stimmung war freundlich, die Absichtserklärungen verheißungsvoll, aber unkonkret, und so bleiben fast alle Fragen weiterhin offen. Tatsächlich könnte man optimistisch in die Zukunft schauen, wenn Kim eine Art nordkoreanischer Deng Xiaoping werden wollte.

Grund genug hätte er: Ursprünglich war der agrarisch geprägte Süden der ärmere der beiden Landesteile, doch das kapitalistische "Wunder vom HanFluss" im Süden kehrte die Verhältnisse um. Wenn Kim das Land tatsächlich vom Sozialismus in einen Staatskapitalismus überführte, erfüllten sich auch die Hoffnungen der südkoreanischen Konzerne auf neue Geschäfte. Für Anleger böten sich mit Samsung & Co interessante Aktien, um ebenfalls zu profitieren.

Vor seiner vorzeitigen Abreise vom G-7-Gipfel zeigte Trump, dass er nicht nur der viel gescholtene Protektionist ist, und machte einen radikalen freihändlerischen Vorschlag: Er wolle, dass die G-7-Staaten alle Zölle und Subventionen abschaffen, erklärte er. Die Europäer sollten ihn beim Wort nehmen. Denn ökonomisch gesehen wäre eindeutig ein Welthandelssystem das beste, in dem sich möglichst viele Länder multilateral auf einen nicht durch Zölle und Sub- ventionen verzerrten, freien Handel und auf gemeinsame Regeln zur Beseitigung von versteckten Handelshemmnissen einigen.

Allerdings hat sich eben dieser Donald Trump nach seiner Wahl als Erstes aus dem mühsam verhandelten Transpazifischen Freihandelsabkommen TPP verabschiedet und den Wert der Welthandelsorganisation WTO infrage gestellt. Man wird ihm deshalb nicht mit Gegenmaßnahmen zu den verhängten Zöllen beikommen, sondern nur, indem man ihn auf seine Worte festnagelt. Die EU sollte die Zölle auf US-Waren für ein halbes Jahr komplett aussetzen und die USA zur Verhandlung eines gemeinsamen Markts einladen.