von Herausgeber Frank-B. Werner

Wer am Freitag zu Handelsbeginn das Overshooting der Kurse als Reaktion auf den Austrittsentscheid des britischen Souveräns zu einem beherzten Einstieg nutzte, konnte sich schon im Verlauf des Tages über einen kleinen Gewinn freuen. Erst recht wird sich dieser in den kommenden Wochen einstellen. Denn das Thema Brexit ist an den Börsen bald gegessen. Es wird verhandelt, der Rosenkrieg fällt aus - allen Drohgebärden zum Trotz. An den Märkten werden deshalb bald andere Dinge verhandelt. Gleichwohl sollte man die Folgen des Brexit im Auge behalten. Denn wenn die Institutionen der EU nicht bald reformiert werden, könnten noch andere Länder auf die Idee kommen, den Klub zu verlassen. Irgendwann kommt dann auch der Euro unter Druck.

In der Aufregung um den Brexit ist die skandalöse VW-Hauptversammlung fast untergegangen. Wer den Ticker auf boerse-online.de mitverfolgte, traute seinen Augen nicht: Der Vorstand führte ein Reuetheater auf, eine Vielzahl von Aktionären schimpfte und wies auf nach wie vor herrschende Missstände hin, und am Ende war alles so wie immer. Trotz eines selbst verschuldeten Milliardenschadens im Zuge der als Dieselgate bekannt gewordenen Täuschungsaffäre wurden alle zu jener Zeit an den Schalthebeln der Macht Sitzenden in Vorstand und Aufsichtsrat entlastet, zum Teil noch mit Belohnungen versorgt und eine Dividende ausgeschüttet. Mit Aktienkultur hat das alles nichts mehr zu tun.

Endlich einmal eine erfreuliche Notiz im Zusammenhang mit Panama. Am Sonntag wurde der vertiefte, verbreiterte und mit neuen Schleusen bestückte Kanal durch den mittelamerikanischen Zwergstaat feierlich erö net. Nun können auch die Riesenkähne der internationalen Containerschi fahrt die 82 Kilometer lange Verbindung zwischen Atlantischem und Pazifischem Ozean in Anspruch nehmen - und sparen sich damit 15.000 Kilometer Seeweg um Kap Hoorn. Der Welthandel wird schneller und preiswerter.