Alle haben sich derzeit auf die Geschichte von der sogenannten "Flaschen­ halsinflation" eingestellt - also eine durch die Lieferengpässe im Zuge der diversen Lockdowns und der "Ever Given"­Havarie im Suezkanal ausgelöste vorübergehende Anspannung der Preise bei einigen Rohstoffen und Güter­ klassen, beispielsweise Baumaterialien. Diese Verspannung werde sich in Kürze auflösen, heißt es auch vonseiten der Notenbanken. Eine ernsthafte inflationäre Bedrohung bestehe nicht, Gegenmaßnahmen in Form höherer Leitzinsen seien nicht erforderlich. Die Logik der Märkte ist klar: Bleiben die Zinsen im Nullbereich, sind Aktien (und Immobilien) auch in Zukunft ohne Alternative. Sollten die Daten in den kommenden Monaten aus der Geschichte ein Märchen machen, sprich die Inflation bleibt auf dem jetzigen Niveau oder steigt sogar, dann wird es heikel. Wer ruhig schlafen will, investiert ein paar Euro in die Absicherung seiner größten Positionen.

Am heutigen Donnerstag treffen sich die Vertreter der OPEC-Staaten, um über eine Erhöhung der Fördermengen zu sprechen. Jede dämpfende Wirkung auf die Preise (siehe oben) wäre hochwillkommen. Also, nur zu!

Marine Le Pen höchstpersönlich hatte die Latte sehr hoch gelegt. Die Vorsit­ zende des im französischen Parteienspektrum ganz rechts verorteten Rassem­ blement National hatte im Wahlkampf verkündet, die Regionalwahlen seien der erste Schritt auf dem Weg zur Eroberung des Präsidentenpalastes im kom­ menden Jahr. Nach der Stichwahl am vergangenen Sonntag sieht es so aus, als ob der Marsch auf Paris schon auf der ersten Etappe ins Stocken geraten ist. Keine einzige Region konnte Le Pen erobern. Auch für Präsident Macron setzte es (mit unter zehn Prozent) eine Ohrfeige; Bürgerliche und Sozialisten waren die großen Gewinner. Allerdings: Bei einer Wahlbeteiligung von rund 35 Prozent weiß man gar nicht so recht, was man von der Aussagekraft der Ergebnisse halten soll. Die Demokratieverdrossenheit bereitet Sorge.