Ende dieser Woche sollen die Ergebnisse einer Umfrage der Deutschen Börse unter Marktteilnehmern zur Änderung der Indexregeln vorliegen. Wenn sie so ausfallen wie erwartet, wird die Aktie des insolventen Zahlungsabwicklers Wirecard noch im August (statt erst am 21. September, wie es das alte Reglement vorsah) aus dem DAX entfernt. Aussichtsreichste Nachrücker sind - gemessen an den beiden Kriterien Handelsvolumen und Marktkapitalisierung - der Aromenhersteller Symrise und der Essenslieferant Delivey Hero. Man kann sich nur wünschen, dass es Symrise wird; denn das Geschäftsmodell von Delivery Hero hat sich auch knapp zehn Jahre nach Gründung (noch) nicht bewährt - nach wie vor steigen mit wachsenden Umsätzen die Verluste: 320 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2020 gegenüber 240 Millionen in den ersten sechs Monaten 2019. Nach dem Wirecard-Desaster können wir uns einen Wackelkandidaten im DAX nicht leisten.

In den Umfragen haben die Sozialdemokraten schon lange nicht mehr die Nase vorn, nun übernehmen sie immerhin mit der Benennung von Olaf ­Scholz als Kanzlerkandidaten eine Vorreiterrolle. Der Coup hat insbesondere für die CDU Konsequenzen; denn es offenbart sich, dass die Entscheidung der Vorsitzendenfrage überfällig ist. Auch die Grünen geraten unter Druck. Wollen sie bei einer möglichen Rot-Rot-Grünen-Koalition ihren Führungsanspruch aufrechterhalten, müssen sie bald ihr Spitzenpersonal benennen.

Tatsächlich ist es erst ein gutes halbes Jahr her, dass die USA und China ihren Zollstreit beilegten und sich auf ein Handelsabkommen einigten. Nun steht die erste Runde zur Beurteilung der Umsetzung an, und das Fazit fällt nicht gut aus. Die starke Verfehlung der Ziele für chinesische Importe ist zwar dem Lockdown geschuldet, gleichzeitig hat sich aber die Stimmung zwischen den Kontrahenten stark verschlechtert. Die gegenseitige Schließung von Generalkonsulaten und das Tauziehen um TikTok sind nur ein Vorgeschmack.