Der US-Arbeitsmarktbericht meldete in der vergangenen Woche zwar weniger neue Stellen als erwartet, überraschte aber negativ mit einem Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat. Damit sollten bei der Notenbank alle Alarmglocken läuten. Denn wenn die bereits kräftig steigenden Konsumentenpreise nun mit explodierenden Löhnen ihren Niederschlag am Arbeitsmarkt finden, dann stehen wir kurz vor Beginn einer Lohn-Preis-Spirale. Schon in Kürze dürfte der Notenbank gar nichts anderes übrig bleiben, als auf eine restriktive Geldpolitik umzuschalten. Entscheiden wird sich die Schlacht wohl mit der Entwicklung der Energiepreise.

Apropos Energiepreise. Sie steigen in Europa nicht nur wegen der kletternden Weltmarktpreise, sondern vor allem auch wegen der Einbeziehung von Verkehr und Gebäuden in die CO2-Bepreisung. Klimaschutz oder Inflationsschutz - diese Frage kommt auch auf die neue Bundesregierung zu.

In China ist der Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors von einem Monat zum anderen von 46,7 auf 53,4 Punkte - und damit wieder in den Expansionsbereich - gesprungen. Viele langjährige China-Experten wie Amundi-Chefstratege Vincent Mortier scheinen damit recht zu bekommen. Ihre These: Aus den Schwierigkeiten des Immobilienentwicklers Evergrande wird keine echte Krise erwachsen. Die Staatsführung lässt aus den überhitzten Bereichen die Luft heraus, rasiert dabei den einen oder anderen Großinvestor, schützt aber Kleinanleger und Konsumenten. Die zum Teil sehr guten Zahlen aus dem Einzelhandel nach der Golden Week geben ihnen zusätzlich recht. Für Börsianer könnte es gleichwohl noch eine Weile ungemütlich bleiben; denn die chinesische Regierung geht derzeit auch Unternehmen an den Kragen, die Monopole oder Quasi-Monopole aufgebaut haben. So wurde der Essenslieferdienst Meituan gerade wegen Machtmissbrauchs zu einer Strafe von umgerechnet rund 450 Millionen Euro verdonnert.