Während die Zahl der laborbestätigten Sars-Cov-2-Infektionen in die Höhe schießt, in einigen Nachbarländern (und einigen bayerischen Landkreisen) ­bereits wieder ein Lockdown oder ähnlich wirkende Maßnahmen verhängt wurden und hierzulande über ein "Herunterfahren des Landes" diskutiert wird, zeigt sich die Stimmung an der Finanzmärkten vergleichsweise stabil - zumindest gemessen am Corona-Crash im Februar. Einerseits versucht man sich mit den jüngsten, in vielen Branchen recht erfreulichen Vierteljahresergebnissen Mut zu machen, andererseits vertraut man weiter auf die Stützungsmaßnahmen der Regierungen und Notenbanken. Dazu kommt ein unerschütterlicher Optimismus, dass es 2021 einen verlässlichen Impfstoff geben wird. Eine große und gefährliche Wette. Die Kurse stehen auf tönernen Füßen.

Die öffentlichen Arbeitgeber sind am Wochenende dann doch in die Knie gegangen und haben mit den Gewerkschaften einen neuen Tarifvertrag abgeschlossen, der für die Bundesbeamten gleich übernommen wurde. Bei einer Laufzeit bis Ende 2022 beträgt die Erhöhung mindestens 3,2 Prozent, Pflegekräfte erhalten bis zu zehn Prozent mehr. 4,9 Milliarden Euro wird die Erhöhung der Besoldung insgesamt kosten. Wie der Präsident der kommunalen ­Arbeitgeber, der Lüneburger Oberbürgermeister Ulrich Mädge, da zu der Einschätzung gelangt, die Einigung sei ein "wirtschaftlich verkraftbarer Abschluss", wird sein Geheimnis bleiben. Es sieht so aus, als hätten es die Zahlen über die Rekordverschuldung der öffentlichen Haushalte einerseits und Kurzarbeit, Arbeitsplatzabbau und Reallohnverluste in der sogenannten "freien Wirtschaft" andererseits nicht bis in den Verhandlungsraum geschafft.

In der kommenden Woche finden die meistbeachteten Wahlen der Welt statt: Kann Donald Trump sein Präsidentenamt verteidigen, oder wird sich Joe Bi­den durchsetzen? An den Märkten wettet man bislang auf Biden, aber für die Börsenkurse wäre Trump keine Katastrophe. Anleger können gelassen sein.