von Herausgeber Frank-B. Werner

Wer Deflationsbefürchtungen hegt, kann aufatmen. Zuverlässig wird der Staat auch in Zukunft Gebühren, Abgaben und Steuern erhöhen. Bestes Beispiel ist die Grundsteuer. Weil die Leute ihr Haus ja nicht einpacken und an einem anderen Ort wieder aufbauen können, nutzen die Kämmerer die Immobilität schamlos aus und erhöhen Jahr für Jahr die Hebesätze. Der Bund der Steuerzahler hat jetzt auf ein besonders krasses Beispiel aufmerksam gemacht: Die nordrhein-westfälische Stadt Witten wird den Satz zum Jahreswechsel von 590 auf 690 Prozent erhöhen. 2016 soll er dann sogar auf 910 Prozent steigen. Das trifft einerseits die selbstnutzenden Eigentümer, andererseits die Mieter, welche die Erhöhung der Grundsteuer am Ende mit einer höheren Nebenkostenabrechnung bezahlen. Jedes Klagen der Kommunen über steigende Wohnungspreise ist obszön.

Die Zahlenjongleure an der Wall Street wissen, wie sie ihr Publikum unterhalten können. So legten sie am vergangenen Freitag einen Halloween-Indikator vor. Dessen Historie ist zwar wesentlich kürzer als die Bräuche zum All Hallows’ Eve, aber wer dran glauben mag: Seit dem 31. Oktober 2002 sind die amerikanischen Aktienkurse in den sechs Monaten nach Halloween im Durchschnitt um 7,5 Prozent gestiegen. Wer dem Halloween-Indikator misstraut, verlässt sich vielleicht lieber auf den Midterm-Elections-Indikator. Nach den Kongresswahlen zur Mitte der Legislaturperiode hat der S & P-500-Index im Schnitt 15,3 Prozent zugelegt. Besonders stark stiegen die Kurse dann, wenn der Präsident den Demokraten angehörte und die Republikaner den Kongress beherrschten. Statistisch sind die Aussichten also glänzend.

Viel hilft viel. Die japanische Notenbank verfährt offenbar nach dieser Chemikerregel. Sonst wäre nicht zu erklären, warum sie am vergangenen Freitag überraschend ankündigte, sie werde den Kauf von Staatsanleihen noch einmal um ein Drittel erhöhen und damit die Geldmenge entsprechend aufblähen. Laxe Geldpolitik hat allerdings schon in den vergangenen 20 Jahren keine wirtschaftliche Dynamik gebracht.