Das sieht auf den ersten Blick so überzeugend aus. David Beasley, der Direktor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (UN), erklärte in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN, die Superreichen hätten es in der Hand, den Hunger in der Welt zu beseitigen. Zwei Prozent des Vermögens von Elon Musk - etwa fünf Milliarden Euro - beispielsweise reichten, um 42 Millionen Menschen zu retten, die unmittelbar vom Hungertod bedroht seien. Es ist zwar eine beliebte Masche, alle Probleme dieser Welt auf die Ungleichverteilung des Reichtums zu schieben. Aber leider reicht es nicht aus, ein Problem mit Geld zu bewerfen, damit es verschwindet. Beispiel Hunger: Die meisten hungern dort, wo Kriege toben oder fiese Diktatoren die Leute knechten. In Hungergebieten herrschen Bildungsnotstand und Aberglaube, medizinische Unterversorgung bei Rekordgeburtenzahlen, und das Geld aus Hilfsprogrammen versickert in den Taschen der korrupten Führungsschicht. Man macht es sich zu einfach, wenn man denkt, dass nur ein paar Superreiche Teile ihrer Vermögen überweisen müssten.

Wenn man derzeit etwas über die EU-Mitglieder Polen und Ungarn in den deutschen Medien hört oder liest, geht es meist um das Thema Rechtsstaatlichkeit. Gern hält man den dortigen Regierungen den Spiegel vor; die EU-Kommission hat Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. Das könnte sich bald ändern, denn anders als die großen EU-Mitgliedsländer Deutschland, Frankreich, Italien oder Spanien nehmen Polen und Ungarn, aber auch Tschechien das Thema Inflation ernst. Da sie nicht Mitglied des Euro-Währungsraums sind, können sie eine eigenständige Währungspolitik machen. So hat die tschechische Nationalbank den Leitzins in der vergangenen Woche um 125 Basispunkte auf 2,75 Prozent angehoben. Sie hat Angst, dass sich aus der Kombination von Immobilienboom und Fachkräftemangel eine Lohn-Preis-Spirale entwickeln könnte. In der Tat sollte Preisstabilität die erste Sorge einer Zentralbank sein. Polen, Tschechen und Ungarn halten der EZB den Spiegel vor.

rtr